Gold

Zwischen Wahnsinn, Goldrausch und Zigarettenrauch

1988. Reno, Nevada. Die von seinem Großvater gegründete und von seinem Vater zum Erfolg geführte Washoe Mining Corporation, ein Bergbauunternehmen, das durch die Ausbeutung von Bodenschätzen florierte, wirtschaftet Kenny Wells (Matthew McConaughey) bis auf den letzten Penny in Grund und Boden. Der glatzköpfige Kettenraucher mit Bierbauch ertrinkt seinen Misserfolg im Alkohol, muss gezwungenermaßen bei seiner Freundin einziehen und gilt schlichtweg als Versager in der Branche. Alles, was ihm noch bleibt, ist sein Traum vom großen Geld oder besser gesagt von einer großen Goldader.
Gescheitert, pleite und verzweifelt lebt Wells ein trostloses Dasein, bis er eines Nachts im Vollrausch von einer malerischen Kulisse im indonesischen Dschungel träumt und diese Vision als schicksalhafte Eingebung deutet.

Am nächsten Morgen packt er sofort seine Sachen, verpfändet seine letzten Besitztümer und fliegt nach Jakarta, um dort den Geologen Mike Acosta (Edgar Ramirez) aufzusuchen, der weltweit bekannt wurde durch den Fund eines großen Kupfervorkommens und durch seine „Ring-of-Fire“-Theorie. Diesen überzeugt er schlussendlich, mit ihm in Indonesien auf Goldsuche zugehen. Acosta und Wells durchforsten dort die unberührte Wildnis, bis sie ein Tal entdecken, das Wells Traumbild nahezu identisch ist. Hier beschließen sie, nach Gold zu bohren.

Wells fliegt zurück nach Amerika um Investoren und Geld für die geplante Unternehmung zu sammeln, währenddessen kümmert sich Acosta in Indonesien um Arbeiter und Maschinen. Beide sind vom Goldrausch gepackt, doch nach einem hoffnungsvollen Start, setzt schnell frustrierende Ernüchterung ein. Die ersten Bohrungen sind erfolglos, das Lager wird überflutet, das Geld geht aus, die Arbeiter verschwinden und Wells ist wochenlang durch Malaria außer Gefecht gesetzt. Schon wieder muss er sich sein Scheitern eingestehen, doch Acosta schafft es, die Arbeiter zurückzubeordern und setzt die Bohrungen fort – mit großem Erfolg: In einer der Proben befindet sich Gold, aussichtsreich viel Gold. Als Wells zurück nach Reno kommt, hat der Fund schon längst die Runde gemacht und jeder will ein kleines Stück des Goldkuchens abbekommen. Nach langen Verhandlungen geht die Washoe Corporation sogar an die Börse, Wells ertrinkt nun im Gold- und Glückrausch und sonnt sich im Glanze seines Erfolges. Jedoch kommt alles anders als erwartet und das Scheitern entlarvt sich als Wells wahres Schicksal.

„Gold“ ist ein Abenteuerdrama, welches das amerikanische Ideal „vom Tellerwäscher zum Millionär“ nicht nur verinnerlicht hat, sondern dieses zwischenzeitlich immer wieder aufhebt und eine Achterbahnfahrt zwischen Erfolg und Verzweiflung aufzeigt. Gold, Gier und Wahnsinn durchfluten den viel zu langen Film von Regisseur Stephen Gaghan, der unglücklicherweise oft an „The Wolf of Wallstreet“ erinnert – mit dem großen Unterschied, dass „Gold“ etwas langwieriger, durchschnittlicher und zeitlich zu spät erscheint. Die schauspielerische Leistung von Matthew McConaughey und Edgar Ramirez sowie die auf wahren Begebenheiten basierende Geschichte sind trotzdem außerordentlich und berührend. Die beiden Hauptdarsteller verkörpern ihre Charaktere mit einer unbeschreiblichen Authentizität und Energie. Diese geht jedoch in einigen Szenen durch die Realisierung und den Schnitt des Films unter und wird von dem sehr aufdringlichen Soundtrack regelrecht übertönt. Dass viel harte Arbeit in den Film investiert wurde, steht außer Frage, was das eigentlich Frustrierende und Mitleiderregende an „Gold“ ist. Denn die Geschichte ist gut, die Schauspieler sind einzigartig, doch die Umsetzung lässt oft zu wünschen übrig und hindert den Zuschauer daran, richtig in die Ereignisse und die Charaktere einzutauchen.
Felicitas Galinat

Gold USA 2016, Regie: Stephen Gaghan
Mit Matthew McConaughey, Edgar Ramírez, Bryce Dallas Howard, Macon Blair, Toby Kebbell, Rachael Taylor
Zu sehen im UFA-Palast, in der Schauburg und im Programmkino Ost
www.studiocanal.de