Der Mann mit dem Songwriter’s Club

Der Singer/Songwriter Martin Seidel

Dresden ist seit kurzem um eine Konzertreihe reicher, den »Songwriter’s Club«. Dahinter steckt ein Mann, der bereits seit geraumer Zeit in der Dresdner Musikszene aktiv ist: Martin Seidel.

Die Idee zum »Songwriter’s Club« entstand durch eine Monatgs-Lücke im Blue-Note-Programm. Denn einmal im Monat spielte Barchef Mirko Glaser mit seiner Band Charles Vader zum Wochenanfang auf seiner Bühne, doch seit November befindet er sich auf Weltbereisung und übergab den Programmplatz an Martin Seidel. »Ich wollte aber nicht so oft selbst auftreten wie Mirko, also habe ich einen anderen Ansatz gesucht«, erklärt Martin. »Die Idee war, eine Reihe mit kleinen Clubkonzerten aufzulegen, bei der sich zwei Songwriter einen Abend teilen.« Die gut besuchte Premiere gab es am 9. Januar mit Jonathen Fuchs & The Woods, der nächste Termin ist der 13. Februar, wenn Herr B. zu Gast sein wird. »Die Konzerte wird es an jedem zweiten Montag im Monat geben, am 23. Februar ist mit Eyla erstmals das &Rausch dabei – dort gibt es ab Oktober ebenfalls regelmäßig den ›Songwriter’s Club‹.« Infrage kommen Künstler, die Martin Seidel einfach interessant findet: Solo Artists oder kleine Besetzungen, handgemachte Musik, außergwöhnliche Songs. Dabei führt er mit verschiedensten Ideen als musikalischer Gastgeber durch die Abende. Doch zunächst ein Blick zurück.

Geboren im erzgebirgischen Kurort Bad Schlema, kommt Martin Seidel früh mit Musik in Berührung: »Meine Mutter spielt Klavier, hat gesungen und das Musische in mir sehr gefördert.« Die Folge waren Musikschule sowie Unterricht an der Blockflöte, am Klavier und für den Gesang. Direkt nach der Wende, Martin ist gerade 14 Jahre alt, kommen erste Erfahrungen mit Bands hinzu. Punkrock und Metal sind jetzt von großem Interesse, parallel geht er trotzdem weiter zur Musikschule, spielt Theater und singt im Chor. Und diese musikalische Vielseitigkeit wird bis heute die Balance von Martin Seidel ausmachen: »Was mich vor allem interessiert, unabhängig vom Stil: Es muss ein guter Song sein.«

Zur Jahrtausenwende kommt der Umzug nach Dresden wegen eines Musikwissenschafts- und Anglistikstudiums, womit aber auch die Gründung der The Barley Brothers einhergeht, bei denen vor allem Irish Folk und Artverwandtes auf dem Programm stehen. Doch immer singt Martin ebenso in verschiedenen Metal-Bands, deren Styles mal Black, Doom oder Prog sind. Seit 2013 und bis heute spielt er schließlich bei Notorius, einer Black-Metal-Combo aus der erzgebirgischen Heimat. Soloambitionen eröffnen sich schließlich, als The Barley Brothers 2014 als Band das Zeitliche segnen.

»Nun bin ich seit zwei Jahren mit meinen Songs solo unterwegs. Ich habe zwar auch in meinen Bands viel arrangiert und getextet, aber es ist etwas ganz anderes, wenn ich das nur für mich tue.« In seinen Liedern beschäftigt sich Martin auf abstrakte Weise mit Erlebtem und Gedachtem, eine warme Stimme zu Melodien, die auf eine erfrischende Weise einfach, aber doch gut gebaut sind – oft nicht ohne ein Stück weit Düsternis in der Nähe. Nachzuhören ist das eindrucksvoll auf dem aktuellen Album »Comin’ Home«, mit dem er am 27. März wieder im Blue Note zu Gast ist.

Nun lebt Martin Seidel in dieser Balance aus Leise und Laut seit 17 Jahren in Dresden, und trotz allem, was man gerade hier so erleben muss, soll sich das auch nicht ändern, denn: »Dresden ist eine supergeile Stadt.« Genau.
Uwe Stuhrberg

www.martinseidelmusic.de