Vorn eins. Hinten keins.

Pauli gerockt. Erster Saisonsieg. Endlich zu null.

Da hat man schon noch dieses verrückte Spiel im Kopf, diesen spektakulären 3:2-Heimsieg von 2013. Pauli führte bereits 0:2, bevor sich Schwarz-Gelb innerhalb von nur elf Minuten auf die Gewinnerseite schoss – eingeleitet durch einen Fallrückzieher von Trojan, abgeschlossen von Losilla und Schuppan. Nun: So nervenzerfetzend war es diesmal nicht. Und nach dem Bullenkopf-Eklat, fanden sich auch keine abgetrennten Fischköppe im Stadionrund.

Halbzeit eins: Gestatten, Lumpi mein Name.

Na das ging ja gut los. Gerade wollte man noch ein wenig darüber nachdenken, wohin sich dieses Spiel entwickeln würde, da stand Nils Teixeira so frei an der Seitenlinie, dass er fast noch Zeit gehabt hätte, einen Tresen aufzubauen und den Umstehenden noch paar Biere zu zapfen, bevor ein Gegner da war. Er entschied sich jedoch gegen die Gastronomie (Wer nichts wird, wird Wirt.), sondern schickte eine gefühlvolle Flanke in den Paulianischen Strafraum, Höhe rechter Pfosten, einen Meter vor dem Fünfer. Damit hätten wir, abgesehen von den genauen GPS-Daten das geklärt. Doch nun trabt der Andreas Lambertz genau dorthin, seinem Gegenspieler, der höflich nebenherjoggt, sagt er noch: Gestatten, Lumpi mein Name. Ach ja, hier der Ball. Ich zeige Dir mal: So habe ich das in Berlin gemacht, nur von viel weiter weg. Da ist das runde Ding auch eher so, nun ja, gekullert. Sorry, ich muss dann mal weg. Meine Leute finden das komisch, wenn ich jetzt nicht zum Jubeln abdrehe.

Man muss es nicht auswalzen. Nun hat Dresden das Ding im Griff (auch wenn Ewald Lienen das hinterher anders sah). Rechtzeitig tritt Dynamo auf die Bremse, weiß die Kräfte in der Hitzeschlacht gut einzuteilen und lässt die Nordlichter an guter Defensivarbeit verzweifeln. Doch schon nach einer Viertelstunde wird es Marco Hartmann dann doch zu langweilig, Marvin Schwäbe geht es ebenso. „Hau mir doch mal einen drauf“, ruft er dem Capitano zu. Gesagt, getan. Der Goalie faustet das Ding über die Latte und hat nun auch eine Parade auf dem Zettel des Torwarttrainers.

In Minute 21 hat Paco Testroet auch einen Gedanken: Was der Lumpi kann, kann ich schon lange. Er bestellt umgehend – schon wieder bei Teixeira – einen Pass und zwei Kurze, den Pass bekommt er auch, doch sein Fuß lenkt den Ball links ins Toraus statt zwischen die im Rasen eingepflockten Holzlatten. Was noch zu sagen wäre: Diesmal gibt es kurz vor der Halbzeit keinen Gegentreffer.

Halbzeit zwei: Das Ding nach Hause geschaukelt

Man könnte es bei der Zwischenüberschrift belassen. Klar, Marvin I (wir müssen die Marvins ja jetzt durchnummerieren) hält noch mal aus spitzem Winkel drauf und der eingewechselte Stefan Kutschke gönnt (nach Zauberpass vom ebenfalls eingewechselten Niklas Hauptmann) Paulis Keeper Himmelmann im Eins-gegen-Eins noch einen Glanztatmoment, doch genau genommen bringt Dynamo das Ding clever und fast immer abgezockt über die Zeit. Dass es in der Hitze auch für die Waterkantinen immer schwieriger wird, noch etwas mitzunehmen, war offensichtlich. Und die Versuche, aus der Ferne Schwäbe zu überwinden, landen alle neben dem Tor.

Am Ende steht der erste Saison-Dreier und die seit ewigen Zeiten vom Trainer herbeigesehnte Null. Am 11. September geht es dann nach Hannover. Für Dresden eine heißes Pflaster und eine ganze andere Herausforderung.
Uwe Stuhrberg

Dynamo Dresden vs FC St. Pauli
28. August 2016, Anstoß: 13.30 Uhr
Tore: 1:0 Lumpi (7.)
Dynamo Dresden: Schwäbe, Teixeira, J. Müller, Ballas, F. Müller, Hartmann, Aosman (81. Konrad), Lambertz (71. Hauptmann), Kreuzer (68. Berko), Testroet (65. Kutschke), Stefaniak
Zuschauer: 22.350
www.dynamo-dresden.de