Wir müssen reden

Das Festival "Literatur jetzt!"

»Wir müssen reden« ist das Motto des diesjährigen Literaturfestivals »Literatur jetzt!, das mit seinen etwa zwanzig Veranstaltungen (einige davon in deutscher Gebärdensprache gedolmetscht) in das Begleitprogramm zur Ausstellung »Sprache« im Hygiene-Museum eingebettet ist. Der Qualität des Festivals tut diese Verbindung gut und macht es zum wichtigsten literarischen Ereignis dieses Jahres in Dresden. Gleich zur Eröffnung ist eine Nobelpreisträgerin zu Gast.

Herta Müller liest Prosatexte und Gedichte und spricht mit ihrem langjährigen Freund und Kollegen Ernest Wiechner über ihre Erfahrungen mit Sprache und Diktatur (6.11.). Auch hier sorgen die aktuellen Umwälzungen unserer Gesellschaft für zusätzliche Brisanz und laden das Motto »Wir müssen reden« politisch auf, was in der Podiumsdiskussion »Wieviel Streit braucht die Demokratie« mit dem Schweizer Schriftsteller Lukas Bärfuss und dem FAZ-Mitherausgeber Jürgen Kaube auch zur Sprache kommt (9.11.).

Aber natürlich geht es in erster Linie um Literatur, geht es um die unterschiedlichen Aspekte von Sprache und die Schönheit von Poesie. So beschreibt der 1951 in Köln geborene Autor Hanns-Josef Ortheil in seinem Roman »Der Stift und das Papier« (13.11.), wie er als Kind eine Sprachstörung überwand und durch das Schreiben zur Sprache zurückfand. Der Shooting-Star der deutschen Literatur Bov Bjerg hat mit seinem Roman »Auerhaus« über eine Schüler-WG den Anspruch »Menschen von 13 bis 99 Jahren« zu erreichen (13.11.), während Marcel Beyer in zwei Veranstaltungen dem Zusammenhang von Sprache und Musik nachspürt (11. und 12.11.).

Einen ganz besonderen Umgang mit Sprache pflegten die Dadaisten, berühmt wurde vor allem der Auftritt im Züricher Cabaret Voltaire vor hundert Jahren, als Hugo Ball mit seinen »Versen ohne Worte« alle ästhetischen und moralischen Regeln abschütteln wollte. Über Ball spricht Michael Braun in seinem Vortrag »Der Dadaist als magischer Bischof« (12.11.). Andere, bei den bisherigen Festivals erfolgreiche Formate, finden sich auch im diesjährigen Programm, so zum Beispiel ein Poetry Slam (11.11.) und die Nacht der Lesebühnen (10.11.), während ein deutsch-arabischer Lyriksalon (10.11.) im Zeichen des aktuellen Diskurses über den Dialog zwischen den Kulturen steht (vollständiges Programm unter literatur-jetzt.de und im Terminal).
wonne
 
Wir müssen reden: Literatur jetzt!
6. bis 13. November
www.literatur-jetzt.de