Exit Happyland

Das Filmfest Dresden, Ausgabe 35

Im April dürfen sich Kurzfilm-Fans traditionell auf das Filmfest Dresden, das International Short Film Festival, freuen. Aus 2.800 Filmeinreichungen wählte die Auswahlkommission diesmal 64 Produktionen aus 29 Ländern aus: 30 für den Internationalen, 26 für den Nationalen und acht für den Mitteldeutschen (ehemals Regionalen) Wettbewerb. Neben den Wettbewerben stehen 31 Sonderprogramme sowie ein Rahmenprogramm mit 30 Veranstaltungen auf dem Plan. Insgesamt wollen so 371 Filme – Animationen, fiktionale und hybride Arbeiten – aus 66 Ländern in 188 Veranstaltungen ein Publikum finden. Die Wettbewerbsfilme konkurrieren in diesem Jahr um zehn »Goldene Reiter« und sechs Sonderpreise mit einer Gesamtdotierung von 72.000 Euro. Ein neuer Jurypreis ersetzt im Mitteldeutschen Wettbewerb den bisherigen Publikumspreis und der wettbewerbsübergreifende Kurzfilmpreis »voll politisch« bekommt mit dem »Sächsischen Staatsministerium der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung« einen neuen Preisstifter. Spielorte sind auch in diesem Jahr vor allem wieder die angestammten Festivalkinos Schauburg, Programmkino Ost oder Thalia sowie mit Zentralkino und Kino im Kasten die Neuzugänge vom letzten Jahr. Das kostenlose Filmfest-Open-Air zieht 2023 mit thematischen Programmen vom Neumarkt auf den Schlossplatz.

Nach den Themenschwerpunkten »Aktivismus« (2021) und »Geschlechtervielfalt und -gerechtigkeit« (2022) bildet »Anti-Rassismus: Exit Happyland!« den Abschluss der Trilogie zum Überthema »Diversität«. Dazu gibt es verschiedene Programmreihen und Gesprächsangebote. Unter dem Titel »Making Heimat« etwa sind Geschichten versammelt, die sich der Frage stellen, wie Grenzen, auch die in unseren Köpfen, überwunden werden können. Kuratiert wurde das Programm gemeinsam mit der tschechischen Filmemacherin Diana Cam Van Ngyuen, die sich in ihren Arbeiten auch mit ihrer vietnamesischen Herkunft auseinandersetzt und deren Film »Love Dad« beim letzten Filmfest den Publikums­preis im Internationalen Wettbewerb erhielt. Einen eindringlichen filmischen Kommentar zum diesjährigen Schwerpunktthema liefert zudem Mario Pfeifer im Nationalen Wettbewerb mit »Zelle 5 – Eine Rekonstruktion« über den ungeklärten Tod des Asylsuchenden Oury Jallo, der 2005 in einer Dessauer Gefängniszelle verbrannte.

Die Reihe »Diskurs Europa« beschäftigt sich mit dem Reichtum baskischen und katalanischen Filmschaffens und geht unter anderem der Frage nach, welche Spuren die Bestrebungen der Separatist:innen und die Reaktionen der spanischen Zentralregierung hinterlassen haben. Der Fokus Québec wird 2023 von dem kanadischen Regisseur Matthew Rankin kuratiert, der eine Auswahl seiner persönlichen Lieblings-Kurzfilme aus Québec präsentiert. Die Retrospektive ist in diesem Jahr Artūras Barysas gewidmet, einem der wichtigsten Vertreter des künstlerischen Undergrounds im von der Sowjetunion bis 1990 besetzten Litauen. Und natürlich wurde auch diesmal an die jüngsten Filmfans gedacht: mit fünf speziellen Programmen für Kids und Jugendliche zwischen fünf und 16 Jahren.

Last but not least kehrt als krönender Abschluss die Festivalparty zurück: Am Samstag geht es nach der Preisverleihung in der Schauburg zum Abtanzen in die Groovestation zur »No Tea no Shade – Festival Drag Party« mit Drag-Shows und DJs aus Dresden und Berlin.
Angela Stuhrberg

35. Filmfest Dresden 18. bis 23. April, www.filmfest-dresden.de