Die hohe Kunst des Kochens

Das Restaurant william im Schauspielhaus

Im Dresdner Schauspielhaus werden nicht nur Wissensdurst und der Hunger nach Kunst gestillt, hier steht man auch der Befriedigung lukullischer Wünsche aufgeschlossen gegenüber. Aber natürlich können, dürfen und sollen nicht nur Theaterbesucher im william, dem Restaurant des Hauses, speisen, auch Menschen ohne Vorstellungsbillett, die »nur« zum Essen kommen, sind herzlich eingeladen, hemmungslos den Genüssen der Speisekarte nachzugehen. Und besagte Genüsse sind nicht nur vielfältig, sondern auch mit solch einem Höchstgrad an Perfektion zusammengefügt, dass jede Speise einer Ode an jede einzelne Geschmacksknospe gleichkommt.

Schon das bloße Rezitieren aus der Karte lässt erahnen, dass den Gast hier eine Flut an Geschmackseindrücken erwartet. Schon die Vorspeisen zeigen Klasse. Ein unendlich zartes Kalbstatar (10 Euro), welches mit einer knusprig ummantelten Garnele serviert wird, kann ebenso wie ein traumhaftes Risotto mit Schwarzwurzeln (13 Euro)  oder eine Karottensuppe (9 Euro), der ein kleiner, mit Sesam ummantelter Wachtelspieß angelegt wird, den Auftakt für ein großartiges Mal geben.

Keine Frage: Hier kommt die Kunst wahrhaftig vom Können. Und da Sternekoch Stefan Hermann als künstlerischer Leiter hinter dem Ganzen steht, darf man getrost das Beste erwarten. Wie schon im Stammhaus, dem im Villenviertel des Weißen Hirsches gelegenen und mit einem Michelin-Stern prämierten bean und beluga, hat seit September letzten Jahres auch im william der für seine authentische und moderne Kochkunst bekannte Hermann die Fäden in der Hand.

So überrascht es nicht, dass auch das Hauptgericht nicht nur eine Augenweide, sondern die Eintrittskarte in ein Geschmackselysium darstellt. Ob Fisch oder Fleisch, jede Wahl ist die richtige und wird als Augenschmaus serviert. Nicht nur das fantasievolle Anrichten und Dekorieren der Speisen ist ein Genuss, die Dekoration selbst macht jedes Gericht einzigartig. Verbergen sich doch hinter kleinen optischen Farbtupfen Saucen, durch deren Würze, Süße oder Schärfe der Geschmack des Gerichtes einen weiteren, unerwartet reizvollen Schwung erhält.

Während des Essens darf der Blick jedoch auch gern vom Teller weg über die prächtig bemalten Wände des Raumes oder den angrenzenden Dresdner Zwinger gleiten. Zwar wird dem Blickeschweifen durch die hohe Rückenlehne der sich durch den Raum ziehenden beidseitigen Sitzbank die Gänze ein wenig verwehrt, der wohligen Entspannung kommt diese Riesensitzgelegenheit jedoch in jedem Fall entgegen. Hier lässt es sich genüsslich dinieren und plaudern.

All diese Qualität hat natürlich ihren nicht geringen, jedoch mehr als angemessenen Preis (Hauptgang zwischen 17 und 20 Euro). Und auch die abschließenden Desserts, wie die wohl gerichtete Auswahl an Rohmilchkäsen (12 Euro), zu der ein sensationelles Chutney und Früchtebrot gereicht werden, oder die Crème Brûlée (10 Euro), welche mit fruchtigem Eis und Obst daherkommt, rechtfertigen den Preis einmal mehr.

Wer es unter der Woche schnell, aber trotzdem ausgezeichnet mag, dem sei zum Business-Lunch (ein Gang 9,50 Euro, zwei Gänge 18 Euro) geraten. Von Montag bis Freitag wird dieser von 11.30 Uhr bis 14.30 Uhr aufgetischt. Ab dem 14. März hat das william einen weiteren, prickelnden Neuzugang auf dem restauranteigenen Spielplan. Ab diesem Tag wird jeder Freitag zum Champagner-Tag erklärt, an den Dresdens größte Auswahl an offenen Champagnern auf Herz und Nieren geprüft werden darf.
F. Lodhäst

william Theaterstraße 2, 01067 Dresden, Telefon 65 29 82 20
Montag, Dienstag Ruhetag, Mittwoch bis Sonntag 17  bis 22 Uhr (Öffnungszeiten gelten während des Umbaus des Schauspielhauses bis zum 31. Oktober)
www.restaurant-william.de