Der Messias kehrte zurück

Zum Ende der Jazztage gab es ein europäisches Oratorium

Foto: Angelika Schulze

Das von Tobias Forster, dem Bruder des Intendanten der Jazztage, in Anlehnung an Händels Oratorium „Messias“ im Stil eines Rock-Jazz-Oratoriums komponierte Werk „Messias Superstar“ kehrte kurz vor Ende der diesjährigen Jazztage an den Ort zurück, an dem es 2006 seine Welturaufführung erlebt hatte: in den Dresdner Kulturpalast. Die Anlehnung an Händel ist nicht nur im Titel offensichtlich, der zugleich an die Rockoper „Jesus Christ Superstar“ erinnert, die sich aber mit der Passion, also der Ostergeschichte befasst. Tobias Forster verarbeitete die Original-Motive des Messias-Oratoriums so, dass sie weiter erkennbar bleiben, aber mit mehr Groove beladen werden. So entstand ein Grenzgang zwischen Oratorium und Jazz sowie Gospel.

Die Solopartien bekleideten diesmal die Sopranistin Simone Kermes sowie als Altistin die Jazzmusikerin Maria Markesini. Der Vocal Concert Dresden, die European Bigband und der Intendant der Jazztage, Kilian Forster, diesmal nicht am Bass, sondern mit dem Taktstock in der Hand ergänzten das Ensemble. „Händel auf modern“ könnte die Überschrift lauten. Die Botschaft war deutlich: Diese Geschichte ist modern und da darf es auch die Musik sein. Aber es soll auch die ursprüngliche Botschaft bleiben. Und das zu übersetzen, gelang den beteiligten Musikern famos. Das zu rhythmischer Klatschunterstützung angehaltene Publikum beteiligte sich gerne und wurde so selbst Teil des Klangkörpers.

So gelang den Jazztagen wieder einmal ein besonderes musikalisches Highlight, wie man es auf anderen Jazzfestivals nicht findet. Am letzten November-Wochenende gingen die Jazztage 2023 zu Ende. Ob es sie in der bekannten Form wieder in Dresden geben wird, ist angesichts der sehr spärlich fließenden Kulturförderung von Stadt und Land, gerade auch in Relation zu anderen musikalischen Ereignissen in Dresden sehr fraglich. Man darf einerseits gespannt sein, aber es wäre andererseits mehr als schade, wenn es die Jazztage in der vom Publikum längst gerne angenommenen Form nicht mehr gäbe.
Ra.