Die Buden wollen irritieren

Der Scheune Schaubuden Sommer vom 11. bis 21. Juli

Alles dreht sich, die Weltenbahnen schlingern aus den Gleisen/Wo ist noch Halt? Ein leitendes Gestirn?/Wenn jegliche Gedanken das eigne Wohl nur noch umkreisen,/Wird’s ziemlich düster in der Seele, im Gehirn!« So lautet auch in diesem Jahr der Einstieg des Gedichts auf der Homepage des nunmehr 22. Scheune Schaubuden Sommers. Wer weiß, wovon die Rede, weiß auch schon, was nahen wird: elf Abende mit jeweils einem guten Dutzend verschiedener Aufführungen, Shows, Konzerten und Performances, die im Rahmen des »Internationalen Festivals für Theater, Vergnügen und Musik« präsentiert werden. Von der einmaligen Atmosphäre und der liebevollen Gestaltung des Scheune Gartens einmal abgesehen.

Doch was passiert nun eigentlich? Zuallererst sei klargestellt, dass in diesem Jahr das Gelände bereits ab sechs Uhr abends seine Pforten öffnet und für einen Eintrittspreis von 3 Euro ein sicherlich auch diesmal atemberaubendes Areal erfahrbar macht. Oder, wie die Macher es formulieren: »Eine zauberhafte Installation, täglich wechselnde Platzmusik, spontane Aktionen auf dem Festivalgelände, eine wunderbare Mitternachtsshow und jede Nacht aufs Neue eine gliedmaßenschüttelnde Band im Festivalklub!« Was will man mehr? Außer vielleicht schon mal lunschen, wer und was 2019 bei den knapp 40 gebuchten Künstlern und Künstlergruppen so dabei sein wird.

Da wäre zum Beispiel Robert White aus Argentinien, der an den ersten drei Abenden des Schaubuden Sommers Figuren aus Alltagsobjekten zum Leben erwachen lassen wird. Im Pressetext heißt es da: »Eine Ode an eine Welt ohne Sprache, in der nur Hände, Mimik und Objekte das Tor zur Poesie bilden.« Man darf gespannt sein. Oder Johannes Dullin aus der Schweiz, über den Folgendes gesagt wird: »Alle lachen, aber keiner weiß warum – seine Spezialität. Der brachiale Poet lädt an einen Ort, bei dem das Profane mit dem Tiefgründigen Pingpong spielt, während die Vernunft gefesselt unterm Tisch liegt.« Spannend und unterhaltsam wird sicherlich auch das Gastspiel von Schubert/Weniger/Beach, die ein sensationsgeladenes Seifenopern-Musical präsentieren und damit zugleich ein Genre begründen, das die Welt noch nicht gesehen hat.

Aber nicht nur Neues, sondern auch gute Bekannte werden beim diesjährigen Schaubuden Sommer zu erleben sein – beispielsweise Michael Hatzius mit seinem Programm »Die Echse« oder The Fuck Hornisschen Orchestra.

Erwähnt sei übrigens noch, dass es abermals handverlesene und äußerst abwechslungsreiche Konzerte geben wird, die immer kurz nach Mitternacht in der Scheune stattfinden und dem ohnehin schon bunten Programm einen lautstarken Anstrich verpassen.

Kurzum: Jeder ist erneut dazu aufgerufen, sich auf den Weg zu machen und die hoffentlich lauen Nächte hinter der Scheune zu genießen. Oder, wie der Schluss des Gedichts vom Anfang des Artikels es beschreibt: »Der Direktor am Eingang grüßt gelassen,/Wenn er den Fans die Tickets handsig­niert./Hier kriegt ein jeder was vom Glück zu fassen!/Drum: Nischt wie hin! Hereinspaziert!« In diesem Sinne!
Thomas Natzschka

22. Scheune Schaubuden Sommer 
Internationales Festival für Theater, Vergnügen und Musik
11. bis 21. Juli, Scheune
www.schaubudensommer.de