Die Korea Connection
Begeisternder Abschluss der Jazztage Dresden
Ra. Es war ein würdiger Abschluß der diesjährigen Jazztage Dresden. Am 16.11. kehrten die Jazztage wieder einmal an den Ort zurück, an dem sie einmal ihren Anfang genommen haben als Unkersdorfer Jazztage: in die Unkersdorfer Kirche. Zu bewundern gab es gleich zwei ganz bekannte Künstler auf ihrer gemeinsamen Tournee: Ulf Wakenius und Youn Sun Nah. ###MORE###
Ulf Wakenius ist ein schwedischer Ausnahmegitarrist, dessen Dienste als Mitglied des Oscar Peterson Quartetts sich insbesondere der verstorbene kanadische Pianist und Bandleader Oscar Peterson sicherte. Auch mit dessen ehemaligem Bassisten Ray Brown und seinem Trio nahm er mehrere erfolgreiche Platten auf. Weitere berühmte Musiker, mit denen er zusammengespielt hat, waren u.a. Herbie Hancock, Randy Brecker, Jack de Johnette, Milt Jackson, Toots Thielemans oder Pat Metheney, um nur einige von ihnen zu nennen, die bereits ein Who-is-who des Jazz füllen können. 2005 erhielt er den schwedischen Jazz-Preis Django d´Or. Ein weltweit anerkannter Jazz-Gitarrist also, der zum Ausklang der diesjährigen Jazztage den Weg nach Dresden fand und dabei wieder einmal bewies, welchen Stellenwert in der internationalen Jazz-Szene die Jazztage Dresden mittlerweile genießen, daß es ihnen gelingt, derartige Spitzenmusiker anzuziehen.
Seit einigen Jahren begleitet Wakenius einen aufstrebenden Star am Jazz-Himmel, die koreanische Jazz-Sängerin Youn Sun Nah. Als Tochter eines berühmten koreanischen Dirigenten und Chorleiters und einer Sängerin des klassischen Fachs erhielt Youn Sun Nah zunächst auch eine klassische Ausbildung, debuttierte als Sängerin mit dem Koreanischen Sinfonie-Orchester und trat zunächst in Musicals auf. 1995 zog sie dann nach Paris, um dort an der CIM, der renommierten Hochschule für Jazz (eine der ältesten in Europa), Jazz und Chanson zu studieren. Der Stadt an der Seine hat sie seither die Treue gehalten, ist aber mit ihren Konzerttourneen inzwischen in der ganzen Welt herumgekommen. So wurde sie von Wynton Marsalis zur Konzertreihe Jazz at Lincoln Center eingeladen, spielte beim G-20 Gipfel in Seoul vor den Regierungschefs der Mitgliedsstaaten oder sang bei den Olympischen Winterspielen von Sotschi. 2004 erhielt sie in ihrer Heimat Süd-Korea die Auszeichnung als Best Artist in der Kategorie Cross-Over, ein Jahr später dann den Grand Prix beim Jazz à Juan Concours und in ihrer Heimat den Preis als beste Nachwuchskünstlerin. Das französische Kulturministerium ehrte Youn Sun Nah mit dem Chevalier de l’Ordre des Arts et des Lettres. Die französische Jazz-Akademie verlieh ihr den Prix Mimi Perrin du Jazz Vocal als Sängerin des Jahres. Sie gewann den „CHOC Award“ des französischen Jazzman / Jazz Magazine und wurde vom Jazzmagazin „So Jazz“ zur Entdeckung des Jahres (mehrere Preisträger) gewählt. 2010 erhielt sie bereits zum vierten Mal in Süd-Korea den Korean Music Award als Best Jazz and Crossover Album des Jahres und gewann beim BMW Welt Jazz Award den Publikumspreis. 2011 erhielt sie den Echo Jazz und 2013 für ihr Album Lento den German Jazz Gold Award. Das Album, das Platz 1 der Media Control Jazz Charts erreichte, ist damit eine der erfolgreichsten Jazzproduktionen des letzten Jahres.
Diese beeindruckende Künstlerin beehrte also nun erstmals auch Dresden mit ihrem Programm, in dem sie auf eigenwillige Weise Jazz-Standards, koreanische Volksweisen oder auch Rock-Cover-Versionen von Metallica darbot. Eine Stimme die klar, aber auch zart sein konnte, ebenso wie rockig, die zwischen tiefen Tönen und hohem Sopran hin und her schwang. Dazwischen reicherte sie das Ganze auch noch durch Geräusche an, die gar dem ganzen eine ganz besondere Note gaben. Beim alten Johnny Cash Klassiker Ghost Riders in the Sky hatte man den Eindruck, daß die Geister kichernd durch die Unkersdorfer Kirche huschten. Sie gab auch den bekannteren Stücken ein eigenes Gepräge, das einfach begeisterte. Der Rezensent hätte sich nie verziehen, wenn er dieses Konzert verpaßt hätte. Das Publikum war hingerissen und forderte eine Zugabe nach der anderen, so daß die Künstlerin eingestehen mußte, nun keine Zugabe mehr im Repertoire zu haben, sie bot daher erst ein Stück, daß sie gerade erst mit Wakenius einstudierte und schließlich noch einmal einen Song, der zuvor schon im eigentlichen Konzert aufgetaucht war. Eine ganz rührende Begegnung gab es am Rande. Bürgermeister Hilberts Frau, eine gebürtige Koreanerin hatte bei Nahs Vater in Seoul studiert und hält weiterhin Kontakt zu ihm. So entstand dann ein herzlicher persönlicher Kontakt zwischen ihr und der Sängerin nach dem Konzert.
Die Jazztage 2014 sind mit diesem Konzert zu Ende gegangen, aber die nächsten stehen vom 06. bis 15.November 2015 schon wieder auf dem Programm und die Vorbereitung beginnt für die Organisatoren bereits. Über den Zwischenstand kann man sich auf www.jazztage-dresden.de informieren. Damit die Zeit nicht zu lange wird, gibt es auch schon einige Konzerte der Jazztage für die Zwischenzeit. So kommt am 23.02.2015 die mitreißende Thüringer Jazz-Sängerin Lyambiko nach Dresden und in der Adventszeit bieten die aus Dresden stammenden, aber inzwischen Weltruf genießenden Klazz-Brothers einige Konzerte (1.12. Dresden, 15.12. Görlitz, 19.12. Meißen und 21.12. Radebeul) unter dem Motto: Christmas meets Cuba. Hier spielen die Klazz Brothers mit Cuba Percussion und dem Chor der Landesbühnen Sachsen ihre fetzigen Versionen bekannter Weihnachtslieder, bei denen die weihnachtliche Besinnlichkeit mit Salsa-Grooves und Jazz-Variationen vermischt werden.