Dynamo wie verstrahlt

Dresden wiederholt das letzte Sachsenpokal-Match gegen die Erzgebirgler noch einmal

Es gibt Erinnerungen, auf die kann man gern verzichten. So eine ist das Heimspiel im Sachsenpokal am 27. März 2016 gegen Schatjor Aue. Am Ende stand damals ein 0:3 auf der Anzeigetafel – das Ganze ein Ergebnis von eigener Ineffektivität und schlampiger Defensive. Nicht einmal ein halbes Jahr später glaubt man, derselben Veranstaltung noch einmal beiwohnen zu müssen. Ein Alptraum!

Halbzeit eins: 15 Minuten Vollgas sind eben nur 15 Minuten

Die erste Viertelstunde steht klar unter dem Motto „Was wäre wenn!“ Schon zwei Chancen in den ersten 90 Sekunden, dann ein verweigerter Handelfmeter, Dynamo drückt, aber kriegt das Ding nicht über die Linie. Gogia und Stefaniak spielen fast schon rauschhaft, Traumpässe segeln über kurz und lang, führen aber am Ende nicht zum gewünschten Ergebnis. Immer wieder – auch später noch – wird Tiki-Taka selbst noch im gegnerischen Strafraum gespielt, statt den Abschluss zu suchen. Und wenn dann doch mal einer abzieht, dann ist auch das die falsche Entscheidung. In Minute 21 etwa versucht Pascal Testroet sein Nürnberg-Tor zu wiederholen, allein seine Position ist schlecht und er „übersieht“ den komplett freien Marvin Stefaniak. Überhaupt der Paco: Er rackert, wühlt, kämpft, will unbedingt wieder – fast schon krampfhaft - ein Tor machen, doch es fehlt ihm an gedanklicher und körperlicher Leichtigkeit.

Noch bevor die Uhr zwanzig mal 60 Sekunden gezählt hat, geht dem Dynamo der Saft aus und die Lilahemden bekommen mit ihrem sehr geradlinigen Spiel die Oberhand - und machen prompt das erste Tor. Kaufmann kann von Lumpi nicht gestoppt werden und zieht im Strafraum ab. Der Schuss wird zum Unglück noch von Kvesic abgefälscht – keine Chance für den Keeper. Das offensive Mittelfeld der Auer hat auf einmal offensichtlich Uran in den Schuhen, dass sie selbst strahlen lässt und Dynamo verstrahlt aussehen lässt. Hoffung auf Halbzeit zwei? Nur bedingt.

Halbzeit zwei: Aue macht den Sack zu, Schwäbe das Schleifchen drum

Die Hoffnung stirbt zwar zuletzt, doch am Ende stirbt sie eben auch. Wieder einmal geht ein Ball im Mittelfeld verloren, dann nicht resolut an der Eckfahne geklärt. Ecke eins wird abgewehrt. Ecke zwei in der 53. nicht. Gleich drei Schwarzgelbe veranstalten mal eben ein Kaffeekränzchen am ersten Pfosten, daneben steht noch einer im anderen Trikot. Mensch, willste oochn Stück Eierschecke? Halbhoch kommt da – offensicht ganz unerwartet – das Runde angeflattert, und der Kollege Skarlatidis muss nur den Fuß dranhalten (und stiebitzt im Jubel noch den ganzen Kuchen). 0:2. Menno!

Bei einem Zwei-Tore-Rückstand will Uwe Neuhaus jetzt doppelwechseln, doch noch bevor er Kutschke und Hauptmann auf das Grün schicken kann, um die Offensive aufzubügeln, macht sich Marvin Schwäbe auch so seine Gedanken zum Spiel. Vielleicht machen wir ja noch ein Tor, schießt es ihm durch den Kopf, dann wird das so eine blöde knappe Niederlage. Wennschon, dennschon. Also: Direktpass auf den allein vor dem Strafraum herumlungernden Pascal Köpke, der läuft nun wiederum auf den Dresdner Torwart zu und bedankt sich mit dem dritten Treffer der Gäste. Jetzt mal Ironie aus: Für das Ding gehört Herr Schwäbe erstmal auf die Bank.

Nun noch einmal das Anrennen, allein es fehlt der Plan. Kutsche macht viele lange Pässe fest, doch niemand kann entscheidend durchstecken. Kapitän Hartmann noch einmal mit einer Kopfball-Rakte an die Latte, noch ein umstrittener Strafraumschubser. Am Ende: Es reicht einfach nicht. Immer wieder Fehlpässe, immer wieder Festlaufen, immer wieder Abseits, immer wieder: Kein Abschluss unter dieser Nummer. Man ist gegen das Team aus dem Wald wortwörtlich im Versuch der Schönspielerei gestorben. Doch spätestens auf dem Betzenberg sollte die Wiederaufersteheung folgen. Jesus hat ja auch nur drei Tage gebraucht.
Uwe Stuhrberg

Dynamo Dresden vs. Erzgebirge Aue 18. September 2016, Anstoß: 13.30 Uhr
Tore: 0:1 Kaufmann (32.), 0:2 Skarlatidis (53.), 0:3 Köpke (54.)
Dynamo Dresden: Schwäbe, Teixeira, J. Müller, Ballas, F. Müller, Hartmann, Aosman (55. Huaptmann), Lambertz (55. Kutschke), Gogia (77. Kreuzer), Testroet, Stefaniak
Schiedsrichter: Sascha Stegemann
Zuschauer: 30.274
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