Ein rauschendes Abschiedsfest

Die Jazztage feierten ihren Ausklang im Schauspielhaus

Die Jazztage 2019 sind mit dem Abschlußkonzert im Schauspielhaus zu Ende gegangen. Dieses traditionell von mehreren Künstlern bespielte Konzert war ein Feuerwerk an mitreißender Musik unterschiedlicher Genres, das man zu recht als würdigen Höhepunkt des Festivals bezeichnen kann. Den Auftakt boten das Landes Jugend Jazz Orchester Hessen unter der Leitung von Wolfgang Dieffenbach mit Big Band Sound. Daß es sich hier um ein Jugendorchester handelte, hätte man mit geschlossenen Augen nicht angenommen. So perfekt bedienten die jungen Musiker ihre Instrumente – und hingebungsvoll: So verlor der hervorragende Schlagzeuger bei seinem beifallumtosten Solo zwischenzeitlich seine Brille, die den Schwung der Musik aufnehmend sich im heiteren Flug durch das Orchester verselbständigte. Eine Brille ist halt auch nur ein Mensch.

Es folgten die Klazz Brothers des Intendanten Kilian Forster mit ihrem Cuba Percussion Projekt, also verstärkt durch zwei kubanische Perkussionisten. Diese Dresdner Formation ist auch mit Cuba Percussion schon lange zusammen und füllt inzwischen auf der ganzen Welt die Konzertsäle. An diesem Abend gab es einen Vorgeschmack auf das neue Programm und die am nächsten Tag in München beginnende Welttournee: Aus Anlaß des 250. Geburtstags Ludwig van Beethovens enthält die neue CD und das neue Programm „Beethoven meets Cuba“ eine Verbindung Beethovenscher Evergreens mit Jazz (Klazz setzt sich zusammen aus Klassik und Jazz) und kubanischer Rhythmik. Auch die Tochter des Intendanten, Helena Forster, durfte mit einer gelungenen Interpretation von Fly me to the moon stimmgewaltig zeigen, was sie kann. In besonderen Arrangements Wolfgang Dieffenbachs verbanden sich anschließend die Klazz Brothers, Cuba Percussion und das Landes Jugend Jazz Orchester zu einer gemeinsamen Beethoven-Jam-Session.

Nach der Pause begeisterte die jamaikanische A-Capella-Truppe „Naturally 7“ aus New York (dort leben die Musiker heute) mit bekannten Welthits, die klangen, als seien sie mit Bandbegleitung vorgetragen. Aber nicht nur der Gesang, sondern auch jedes einzelne Instrument, einschließlich des Schlagzeugs waren ausschließlich mündlich vorgetragen. Die Imitationen waren teilweise so täuschend echt, daß es der liebe ältere Opa in der Reihe vor dem Rezensenten nicht wahrhaben wollte, als seine Enkelin ihm versicherte, es handele sich wirklich nur um Stimmen. Ja, auch beim Schlagzeug! Das Publikum tobte vor Begeisterung.

Dann verbanden sich Naturally 7 mit den Klazz Brothers und Cuba Percussion zu einem gemeinsamen Projekt, unterstützt wie schon in den Vorjahren durch die Dresdner Breakdance-Artisten „Die Saxonz“. Zum großen Finale trat auch noch das Landes Jugend Jazz Orchester hinzu und gemeinsam musizierten alle den Schlußchor aus Beethovens 9. Sinfonie, mit dem der große Komponist, der sein Werk taubheitsbedingt leider nie hat hören können, Schillers Ode an die Freude vertonte. Dies paßte wunderbar nach Dresden, hatte doch die Dresdner Freimaurerloge „Zu den drey Schwertern und Asträa zur Grünenden Raute“ vermittelt durch Theodor Körner einst dem großen Dichter mit dem Auftrag zu diesem Werk finanziell aus der Patsche geholfen. Ob die Verbindung zu Dresden bekannt war oder nicht: das Publikum bot stehende Ovationen zu der begeisternden Final-Jam-Session, während vor den Musikern die Saxonz mit halsbrecherischen Einlagen, z.B. mit dem „Maikäfer“ oder dem „Hubschrauber“ die Bühne putzten.

Es gehört wohl nicht viel prophetische Gabe dazu, vorauszusagen, daß wohl auch im kommenden Jahr das Abschlußkonzert wieder restlos ausverkauft sein wird und man möglichst bereits im Frühjahr Karten reserviert. Die Jazztage feiern 2020 ihr 20-jähriges Bestehen vom 21.Oktober bis 22.November mit bereits fest gebuchten Künstlern wie Gregory Porter, Al di Meola, Quadro Nuevo, Big Daddy Wilson, Tom Gaebel, Sheila E., Tina Tandler, Ute Lemper, Konstantin Wecker und vielen anderen mehr. Bereits am 17. Dezember gibt es im Dresdner Piano Salon das traditionelle „Christmas meets Cuba“ Konzert der Klazz Brothers mit Cuba Percussion und am 16. März 2020 feiern diese Musiker gemeinsam 20 Jahre Klazz Brothers & Cuba Percussion bei JAZZnoTALK im Orgaenic Salon.
Ra.

Abschlusskonzert Jazztage Dresden 24. November, Schauspielhaus, www.jazztage-dresden.de