Ein Waschgang im Kino
Die Comedy-Show »Nightwash« kommt am 18. März in die Schauburg
Am Anfang waren es 800 bis 1.500 Meter. Die lief Klaus-Jürgen Deuser, Jahrgang 1962, bis 1981 als Hochleistungssportler. Und es sind ja herade die Mittelstrecken, von denen man sagt, sie seien die schwierigsten. Und so ist es kein Wunder, dass der Mann, den man heute nur noch mit seinem Zusatz-Spitznamen »Knacki« kennt, nicht gerade leichten Weges in die Spitze der deutsche Comedy-Szene spazierte. ###MORE###
Zunächst gründete er 1983, während seines BWL-Studiums in Köln, die Comedy-Theater-Gruppe »Die Niegelungen«, die in elf Jahren immerhin mehr als 1.500 Auftritte bestritt. Es folgten regelmäßige mehrmonatige Auslandsaufenthalte in New York mit Schauspielunterricht bei Susan Batson, Step-Lessons bei Henry LeTang und Regiearbeit mit Phil Bach, sowie 1992 eine erste Regiearbeit mit »Ein Sommernachtstraum« in Koblenz. Im Jahr 2000 dann hat Deuser eine Idee: Eine Comedy-Show in einem echten Waschsalon – »NightWash« eben. Die Fensterbank eines Waschsalons im Kölner Belgischen Viertel wurde nun zu Bühne für junge Nachwuchskünstler und neue Stand-Up-Comedy-Talente. Der WDR reagierte schnell und fing 2001 an, die Show zu übertragen. 2007 »wanderte« Nightwash für zwei Jahre zu Comedy Central, um danach wieder vom öffentlich-rechtlichen Sender Einsfestival ausgestrahlt zu werden – donnerstags ab 20.15 Uhr.
Wieviele Comedians und Kabarettisten in den vergangenen elf Jahren von Klaus-Jürgen Deuser präsentiert wurden, ist kaum zu zählen, jedoch konnten hier unter anderem Hennes Bender, Ingo Oschmann, Heinz Gröning, Ausbilder Schmidt und – leider auch – Mario Barth ihre ersten TV-Auftritte feiern. Aus Dresden konnte auch Olaf Schubert bei »Knacki« das Publikum begeistern.
Nun gehört es inzwischen zur »NightWash«-Tradition, dass die Sendung einmal im Jahr auf Tour geht – am 18. März ist sie in der Schauburg zu erleben, wobei drei Comedians und ein »regionales Special« zu erleben sein werden. Als erstes wäre da Serhat Dogan, der seit vier Jahren in Deutschland lebt und mit staunendem Blick die kulturellen Unterschiede erlebt. Er wundert sich über die Friedfertigkeit der Deutschen: »Wow! Ich gehe über den Zebrastreifen, und das Auto hält! In der Türkei wäre ich jetzt im Krankenhaus.« Als er einen Deutschen in der Disco aus Versehen anrempelt, gibt ihm der sogar noch ein Kölsch aus. Das macht Serhat nachdenklich: »Wie habt ihr denn zwei Weltkriege angefangen? Ich glaube, die fremden Länder haben Eure Autos zerkratzt.«
Die zweiten im Bunde sind Onkel Fisch. Das Action-Stand-Up-Duo erzählt, singt, streitet, tanzt und erweist sich als Meister des pointierten Paar-Grölens. Hier kann alles passieren. Eine energiegeladene 100.000-Volt-Show mit zwei charmanten Megaphonikern im schwarzen Anzug.
Mit Bademeister Rudi Schaluppke kommt aus dem wahren Leben auf die Bühne. Sein Arbeitsplatz: ein Spaß-Sport- und Kombibad. Saunalandschaft, Whirlpool, Nackenduschen, Nacktbadeabende, Zehner und Südseepalmen inclusive. ?Hier tummelt sich ein buntes Badeklientel, welches den Mann am Beckenrand ganz schön auf die Palme bringt: krakeelende Kinder, nervige Muttis, rotzfreche Bengel, die vom Zehner Arschbombe machen, Schulklassen mit unfähigen Sportlehrern, die pedantische Frau vom Gesundheitsamt und ältere Damen, die absichtlich ertrinken, um von Rudi Mund-zu-Mund-beatmet zu werden.
Als Special Guests hat die Dresdner Oralneurotikerselbsthilfegruppe ihre Nighwash-Premiere. Und da heißt es: Auf in die wüsten Weiten einer Welt jenseits von Wort und Sinn! Onomapoetische Kunstgriffe, vokale Akrobatik und körpersprachlicher Tiefgang sind Kompass und Kartenwerk in diesem unwegsamen Gelände. Da geht es Hand in Hand über einen Parcours, der das Publikum über tautologische Gipfel und durch die Niederungen der Selbstreferenz führt. Man umgeht dabei die linguistischen Fallen der Metaphorik und rütteln direkt an den Horizonten des Mitteilbaren. Am Ende bleibt die Mutter aller Fragen: Haben wir etwas verstanden? Nun ja, wer je eine Performance von Matthias Macht (Beat Box), Jan Heinke (Kehlgesang) und Tim Schreiber (Mime) mal gesehen hat – beim Schaubudensommer etwa –, der weiß, dass das richtig großes Kino ist.
JH
11 Jahre Nightwash – Die Jubiläumstour 18. März, 20 Uhr, Schauburg
www.nightwash.de