Immer für Überraschungen gut
Tina Dico auf dem Rheingau-Musik-Festival
Ra. Es ist ein warmer Sommerabend im Kurpark Wiesbaden. Man sitzt beim Open-Air-Konzert des Rheingau-Musik-Festivals, sonst ein Kulturfestival mit Schwerpunkten in der Klassik und im Jazz und wartet auf die Musiker, allen voran natürlich auf die Sängerin Tina Dico. Fotos hatten die Dänin als Engel mit Model-Qualitäten gezeigt. Die Programmvorschau allerdings kündigte eine Rockerbraut mit Lederjacke an – wohlgemerkt beim Rheingau-Musik-Festival. Und dann erscheint sie und man reibt sich die Augen. ###MORE###
Oben auf der Bühne steht eine Blondine in einem hochgeschlossenen Outfit, das irgendetwas zwischen weiblichem Matrosenanzug und Schulmädchenuniform ist. Sie setzt sich mit ihrer Gitarre auf einen Barhocker, verspricht zahm anzufangen und verdeutlicht, warum man sie auch in das Genre Songwriterin einordnet. Mit klarer, fester, vor allem ausdrucksstarker Stimme singt sie Zeilen wie: „Sometimes the fastest way to get there is to go slow.“ Franz Kafka würde sich verstanden fühlen.
Dann bekommt sie Unterstützung durch den Pianisten Helgi Jonsson, mit dem sie in den Moderationen zwischen den Stücken herumschäkert. Die Lieder werden etwas flotter und in „You wanna teach me to dance“ verläßt sie den Barhocker und unternimmt unbeholfene Tanzschritte, die eher an ein neugeborenes Fohlen erinnern. Aber all das ist gewollter Teil der Performance. Die Stücke bekommen zunehmend Drive, obwohl sie durch die rein akustische musikalische Unterstützung immer noch avantgardistisch daherkommen und erkennen lassen, daß Tina Dico eine großartige Sängerin ist.
Nach der Pause hat sich zwar das Outfit nicht geändert, wohl aber die Begleitung, die nun durch E-Gitarre (Dennis Ahlgren), E-Bass (Kristian Kold) und Schlagzeug (Poul Therkildsen) ergänzt die Grundlage für fetzigen Rock bietet. Und den gibt es jetzt und das Publikum ist voll dabei. Mit stehenden Ovationen wird eine Künstlerin verabschiedet, deren Weg erst angefangen hat, von der man aber sicher weiter hören wird.
Die Reise in die Kurstadt hat sich gelohnt. Das Rheingau Musik-Festival findet in diesem Jahr volm 28. Juni bis zum 13. September täglich mindestens ein Konzert an den unterschiedlichsten malerischen Spielstätten, Parks, Schlössern oder Klöstern. Dazu wird Wein aus dem Rheingau ausgeschenkt. Karten erhält man im Internet unter info@rheingau-musik-festival.de, über die Homepage www.rheingau-musik-festival.de, über das Kartentelefon 06723 602170 oder über die Dresdner Reisebüros, die auch gerne die Anreise und die Unterkunft in einem malerischen Rheingau-Dörfchen organisieren.