Kutschfahrt zu August

Mit TimeRide ins Jahr 1719

Kutschfahrten in der Stadt sind zu Recht umstritten. Gestresste Pferde sind den ganzen Tag zwischen Autos auf Asphalt unterwegs – das sollte man diesen durchaus sensiblen Tieren einfach nicht antun. Nun gibt es eine rossschonende Alternative, die nicht nur eine Dresdenfahrt per Karosse bietet, sondern auch eine Zeitreise in die barocke Vergangenheit der Stadt.

Denn am 1. Dezember eröffnete das Unternehmen TimeRide auf der Zwingerseite des Taschenbergpalais seinen zweiten Standort. Nach seinem erfolgreichen Start in Köln, wo man die Domstadt um das Jahr 1900 erleben kann, gibt es an der Elbe eine Kutschfahrt durch das Dresden von 1719 – auf digitalem Wege via VR-Brille.

Doch bevor man in den Wagen steigt, passiert man noch zwei Etappen. Zunächst kann man sich in einem Spiegelkabinett per Augmented Reality virtuell in verschiedene Personen der Vergangenheit verwandeln, eine Art historische Modenschau ohne die Mühen des Um- und Anziehens. In der zweiten Station wird einem im »Lichtspielhof« das Leben im 18. Jahrhundert nähergebracht. Letzte Station und Hauptattraktion schließlich ist die erwähnte Kutschfahrt.

Dafür stehen in einem Raum sieben »Gefährte« bereit, in der jeweils bis zu vier Personen Platz finden können. Eine VR-Brille sowie Kopfhörer beamen dann den Fahrtgast in den Barock. Mit leicht rumpelndem Kutschfeeling geht es durch das ganz alte Dresden. Der Blick ist um 360 Grad möglich, und das Umdrehen und Aus-dem-Fenster-Schauen lohnt sich auch immer wieder. Bei der Fahrt erlebt man viele kleine Straßenszenen, hört Gesprächsfetzen, sieht lustige Situationen. Vieles wird man wohl erst wahrnehmen, wenn man den TimeRide ein zweites oder drittes Mal erlebt hat. Zum Finale fährt man – nicht ohne Eingangskontrolle – in den Zwingerhof, wo man den pompösen Hochzeitsfeierlichkeiten von Friedrich August und Maria Josepha beiwohnen kann – inklusive abschließenden Feuerwerk.

Wenn man will, ist das Angebot von TimeRide eine schöne Ergänzung zum barocken Dresden-Rund des Panometers, dass sich in der selben Epoche ansiedelt. Und vor allem die computerspielgrafikgewohnten Jüngeren werden die gestochene Klarheit ihres Monitors vermissen, aber die gebotene Auflösung ist die zur Zeit bestmachbare. Letztendlich ist der TimeRide nicht nur eine Touristenattraktion, sondern ebenso für die Einheimischen gedacht, von denen ja bekanntermaßen viele sehr an ihrer Stadtgeschichte interessiert sind. Tipp: Es gibt eine Ermäßigung, wenn man Tickets online bucht.
JH

TimeRide Taschenberg 3, 01067 Dresden, täglich 10 bis 20 Uhr, www.timeride.de