Mozarts letzte Sinfonien im Kulturpalast

Die Staatskapelle Dresden spielte die Sinfonien, Nrn. 39 bis 41 im Kulturpalast

Die Werke entstanden innerhalb von sechs Wochen im Sommer 1788, drei Jahre vor Mozarts Tod und sind, obwohl alle viersätzig ausgelegt, doch sowohl hinsichtlich der Satzlänge, als auch hinsichtlich der vermittelten Stimmung vollkommen unterschiedlich. Alle drei sind in der Satzabfolge: Allegro, Andante, Menuetto, Allegro komponiert. Und doch sind sie unterschiedlich. Die letzte mit dem Beinamen „Jupiter“ kommt gewaltig, beeindruckend, gleichsam breitschultrig daher und nimmt auch längere Satzdauern in Anspruch. Demgegenüber wirkt die D-Dur Sinfonie Nr. 40 fast zart, lieblich, melodisch. Die Es-Dur Sinfonie Nr. 39 hat hingegen etwas Schwermütiges, weshalb sie gerne auch als „Schwanengesang“ mißverstanden wurde.

Die Gefahr bei Mozart besteht immer darin, gleichsam einen Zuckerguß über die Stücke zu gießen. Dem begegneten Herreweghe und die Staatskapelle mit einer sehr spartanischen Besetzung in der symetrischen deutschen Sitzordnung (mit den 1. und 2. Violinen jeweils einander gegenüber links und rechts angeordnet), die wohl der Besetzung bei der jeweiligen Uraufführung nachgebildet ist. Herreweghe ist ein Vertreter der sogenannten historischen Aufführungspraxis, der sich akribisch an die alten Vorgaben hält. Im Vergleich zu den beim Rezensenten vorhandenen Referenzaufnahmen des Royal Concertgebouw Orchest unter Harnoncourt, der einer der Väter der historischen Aufführungspraxis ist, ging Herreweghe die Werke sehr temperamentvoll, fast übereilt an. Darunter litt ein wenig die Präzision. Insbesondere die Hörner hatten Schwierigkeiten die mozarttypischen Triolen sauber auszuspielen. Die Töne verschwammen hier ineinander. Diesem Umstand waren wohl die ganz wenigen Buh-Rufe beim Schlußablaus geschuldet. Insgesamt handelte es sich um eine spannende Neuinterpretation, wie man sie von Herreweghe auch erwarten durfte.

Philippe Herreweghe hat mit dem von ihm 1970 gegründeten Collegium Vocale Gent Maßstäbe in der Bach-Interpretation geliefert und viele Ehrungen und Auszeichnungen erhalten. Er gilt insbesondere als herausragender Chorleiter, was an diesem Abend nicht gefragt war. Deshalb war seine Herangehensweise an Mozart mit Spannung erwartet. Sie liefert Neues, bleibt aber Geschmackssache.
Ra.

Mozarts letzte Symphonien
28. Oktober, Kulturpalast