Powervolle Erscheinungen

Skunk Anansie waren im Alten Schlachthof

Dieser Abend weckt nicht nur alte Erinnerungen, sondern bleibt auch in Erinnerung. Denn die Band Skunk Anansie hat ihre Energie aus den 90ern mit in die heutige Zeit genommen, genauso wie ihr Publikum. Und das freut sich schon seit dem Einlass auf ihre musikalischen Wegbegleiter aus früheren Jahren. 1994 gründete sich die britische Crossover-Band mit der Sängerin Skin, dem Gitarristen Ace, dem Bassisten Cass sowie dem Schlagzeuger Mark Richardson. Gemeinsam verbreiteten sie starke Messages in ihren Songs und auf ihren Konzerten, singen über Politik, Geschlechter- und Rassendiskriminierung. Liebe und Toleranz sind Worte, die seit 25 Jahren als Zeichen für die Band und ihre Fans stehen.

Der Abend im Alten Schlachthof beginnt etwas verzögert. In großen Lettern steht Skunk Anansie auf dem Bühnenhintergrund. Doch weit und breit ist keine Band zu sehen. Die Front Row beginnt, die Musiker mit Pfiffen aus dem Backstage zu locken. Es funktioniert. Doch bevor die heiß ersehnte große Show beginnt, gibt die englische Band Allusinlove eine Kostprobe ihres ehrlichen Rocks. Manchen vielleicht noch unter dem alten Namen Allusondrugs bekannt, liefern die vier Musiker alles, was man sich von einer Vorband wünscht. Die schwere Aufgabe das Publikum abzuholen, obwohl sie für eine andere Band gekommen sind, meistern sie mit Bravur. Die kräftigen Gitarrensoli bereiten die Fans auf die folgenden Ereignisse vor.

Nach einer dreiviertel Stunde verließen die Männer von Allusinlove die Bühne nach einem tosenden Instrumentenspektakel. Nun hieß es wieder: Warten. Während die Indie-Playlist mit den Kings of Leon die Menge unterhält, füllt sich der Saal langsam wieder. Und dann kommen sie: Erst entern die Instrumentalisten mit Unterstützung der Sängerin Erika die Bühne. Danach läuft entschlossenen Schrittes Skin an das Mikrofon – verhüllt durch einen schwarzen Fransenmantel. Die Fans erkennen die Frontsängerin sofort. Trotz, oder gerade wegen ihres Tarnumhangs. Und ohne langes Gerede wird sofort die ganze Bandbreite an Energie ausgepackt. Vor einem lichterspielendem Bühnenbild wird nun das Album „25LIVE@25“ präsentiert, welches das Best-of aller Songs ihrer Karriere enthält. So sorgt über den Abend verteilt nicht nur Altbekanntes wie „Yes It’s Fucking Political“ und „Hedonism“ für eine energetische Atmosphäre, sondern auch neuere Bereicherungen, wie „What You Do For Love“ und „Without You“. 

Während der ganzen Show blieb bis auf den Schlagzeuger kein Mensch auf seinem Platz. Man springt, man klatscht, man schickt Herzen auf die Bühne. Vor allem die charismatische Sängerin findet man mal zentral und mal dezentral auf der Stage, zeitweise auch auf und im Publikum. Sie weiß um ihre Wirkung und kann deshalb jeden einzelnen Zuhörer mitnehmen. Doch auch ihre Stimme ist um keinen Ton gealtert. Sie ist immer noch klar und bissig wie zu Gründungszeiten.

Als gegen 23 Uhr der letzte Song verklingt und sich Skin & Co. verabschieden, bleibt das Publikum mit einer totalen Reizüberflutung zurück. Die Band ist zum Sehen, zum Hören und zum Anfassen. Diese Fannähe stellen Skunk Anansie sowie Allusinlove im Anschluss auch am Merchstand unter Beweis. Aus der vollen Konzerthalle strömen nun die Leute zu den Bands und in die klare Sommernacht hinaus. Das, was bleibt, sind überlastete Ohren und neue wundervolle Erinnerungen für die nächsten Jahre.
Jenny Schmidt

Skunk Anansie 23. Juli 2019, Alter Schlachthof