Synthese als Prinzip

Das DAVE Festival erfindet sich zum Jubiläum in Teilen neu

Wer sich den Wortsinn des Synthesizers vergegenwärtigt, dem geht einmal mehr auf, dass das Prinzip der Synthetisierung beziehungsweise der künstlichen Nachbildung von Tönen einst die treibende Idee jenes Instruments war. Nach einem ähnlichen Prinzip muss auch das DAVE Festival in diesem Jahr zu Werke gehen. Jenes Festival, das sich seit Gründung den synthetisch erzeugten Tönen und der dazugehörenden Klubkultur widmet, muss 2020 aufgrund von Corona auch selbst ein wenig synthetische Entsprechungen für reale Vor-Ort-Erlebnisse schaffen. Aber man ist offensichtlich findig und ideenreich, und so gibt es in der Festivalzeit vom 23. bis 28. Oktober ein spannendes und partiell ganz anders gelagertes Programm, das passenderweise unter dem Motto »Synthesize it!« steht.

Den formal deutlichsten Einschnitt wird es jedoch bei der Länge des Festivals geben, denn die diesjährige Ausgabe wurde von zehn auf sechs Tage gekürzt. Die Macher führen dazu weiter aus: »Wer das Programm aufmerksam studiert, wird feststellen, dass es aus nachvollziehbaren Gründen keine Partys gibt, denn die Klubs dürfen zum jetzigen Zeitpunkt in geschlossenen Räumen noch keine Partys veranstalten. Trotzdem rückt DAVE mit verschiedenen Veranstaltungskonzepten in die Klubs ein. So etwa mit der ›DAVE Con‹ im objekt klein a oder dem ›Slot Fighter‹ im Sektor Evolution.«

Und damit geht man genau an einige jener Orte, an denen sich durch die Pandemie mehr denn je die Frage nach Zukunft, Existenz und neuen Formaten stellt. Die Beschäftigung mit der Klubkultur ist schließlich nach wie vor beziehungsweise mehr denn je hochaktuell, wie man nicht zuletzt bei den Demonstrationen der Veranstaltungsbranche in der Vergangenheit sehen konnte. Stichwort: fünf nach zwölf.

Es gibt jedoch auch eine Reihe von Dingen, auf die Besucher des DAVE auch in diesem Jahr nicht verzichten müssen. So beginnt auch die zehnte Auflage mit dem »DAVE Opening«, das abermals im Kleinen Haus stattfindet. Gleich dreimal lädt zudem das Format »Beyond the Club« für Konzerte und audiovisuelle Shows in die Martin-Luther-Kirche. Im Festspielhaus Hellerau darf man auf Pantha du Prince gespannt sein und auch andere beliebte Formate wie das »8x8« in der Scheune oder »Music in Motion« im Thalia Kino sind wieder Teil des Programms. Darüber hinaus wird es mit »Vive la commune!« eine erneute Stummfilmvertonung im Militärhistorischen Museum geben.

Die Methode der Synthese findet in der Vermischung von analogen und digitalen Aspekten in diesem Jahr aber auch stark Anwendung, wenn es um die Dokumentation beziehungsweise die Übertragung der Formate selbst geht. Dafür wurde eigens DAVE.TV ins Leben gerufen. Die Macher hierzu: »Bei DAVE.TV verschmelzen analoge Erlebnisse mit virtuellen Welten. Die Zuschauer*innen sind mit ihrem digitalen Endgerät überall dabei. Wir streamen live und on-the-fly von unterschiedlichen Standorten. Ergänzt wird der Livestream mit diversen Reportagen von Studiobesuchen bei Dresdener Artists, ›behind the scenes‹-Eindrücken oder Interviews mit Klubbetreiber*innen.« Darüber hinaus können sich die Zuschauer bei DAVE.TV per Live-Chat in Echtzeit mit Gleichgesinnten austauschen und aktiv an den zahlreichen Events teilnehmen.«

Kurzum: Das DAVE wird erneut äußerst abwechslungsreich und bietet in diesem Jahr noch stärker die Möglichkeit, das Festival aus der Nähe, aber auch von fern intensiv erleben zu können. Glückwunsch daher jetzt schon zum ersten runden Jubiläum.
Thomas Natzschka

DAVE Festival
23. bis 28. Oktober, www.dave-festival.de
Tickets für die Reihe "Beyond The Club": www.saxticket.de