Und ein Danke von Voland & Quist

Marc-Uwe Kling, Julius Fischer und André Herrmann lasen in der Jungen Garde

Schnellen Schrittes laufen wir über die Wiese im Großen Garten, auf der sonst die entspannten Kostenlos-Zuhörer der Jungen Garde sitzen. Es ist bereits eine viertel Stunde vor Beginn und die zwei Schlangen vor dem Eingang reichen noch weit in Richtung Karcherallee. Doch der Einlass funktioniert schneller als gedacht und so schaffen es alle, sich pünktlich zum Anfang einen Platz in diesem schönen Amphitheater zu suchen. Julius Fischer darf den Abend einleiten. Aber auch nur, weil er beim Schnick Schnack Schnuck gegen André Herrmann verloren hat. Marc-Uwe Kling macht bei so einem Schwachsinn gar nicht erst mit. Klar. 

Julius klärt das Publikum noch einmal über den Grund des heutigen „Geldeintreibens“ auf. Und dieser ist der Verlag Voland & Quist. Durch die Insolvenz des Zwischenbuchhändlers KNV verloren dieser und weitere Verlage und Buchhandlungen ein hohe Einnahmen. Die Existenz von Voland & Quist war gefährdet – aber sie standen sozusagen unter Artenschutz. Dem verschrieben sich die Autoren Marc-Uwe Kling, André Herrmann und Julius Fischer, denn sie stehen in enger Verbindung mit dem Verlag. Und an diesem Freitagabend verkündet Julius nun das, was sich alle erhofft haben: „Der Verlag ist außer Gefahr!“ Die Zuschauer feiern diese Nachricht mit freudigen Pfiffen und einem tobenden Applaus.

Mit dieser Stimmung geht Julius gleich über zu Passagen aus seinem Werk „Ich hasse Menschen“. Dabei sinniert er über den nervigen Möhrenmann oder wie Begrüßungen funktionieren - und wie unnötig sie manchmal sind. Man kann schon sagen, dass während dieser Zeit keine halbe Minute ohne das Lachen der Zuhörer verging. Es ist eine leichte Atmosphäre an diesem sonnigen Abend. Mit einem weiteren leichten Text namens „Mord ist sein Hobby“ kommt nun André Herrmann auf die Bühne. Er setzt sich an den klein wirkenden Vorlesetisch auf dieser großen Bühne und beginnt im Scheinwerferlicht mit seinem Hornissendrama. Auch sein Humor ist sehr willkommen und deshalb setzt er gleich zur nächsten Geschichte an. In dem kommenden Kapitel aus seinem Buch „Platzwechsel“ findet er sich selbst in der Heile-Welt-Situation einer Hochzeit wieder und kann dabei seine eigenen zynischen Gedanken nicht verbergen. Der Zuschauer wird dabei von einer bemitleidenswerten Situation in die nächste geworfen, denn nun stellt auch Julius seinen neuen Text „Ich brauche Geld“ vor. 

Aber ihr denkt jetzt: „Da fehlt doch noch einer. Der vom Känguru, oder? Wann kommt der denn?“ Genau jetzt. Nach dem Sitzschlager „Rooftop-Party“ wird nun auch der dritte Star des Abends auf der Bühne willkommen geheißen. Er beginnt seine Lesung aus den „Känguru-Apokryphen“ mit dem Zitat des Kängurus: „Viele sagen, man soll dann gehen, wenn es am schönsten ist, aber ich finde, man soll lieber dahin gehen, wo‘s am schönsten ist.“ Und das haben alle in der Jungen Garde heute  getan. Mit seiner weitbekannten Känguru-Stimme bringt Kling seine Geschichten vom Wikipedia-Artikel über Ambivalenz bis hin zum Open-Schnick durchs Mikrofon, als wäre es das normale Leben. Auch die zwischengerätliche Beziehung  eines Herdes und eines Kühlschranks aus der Fortsetzung von „Qualityland“ wurde dem Publikum vorgestellt.  

Zum Abschluss dieser Humorparade brettern Julius Fischer und Marc-Uwe Kling noch ein paar harte Worte in Form eines Punk-Protest-Songs in die Menge. Über das Lügenwetter, die Lügenhotline und weitere verlogene Substantive. In grünes Licht gehüllt werden die drei nun unter donnerndem Applaus verabschiedet. Zurückgelassen werden wir mit glücklichen Gesichtern, einer Message gegen Rechts zur Landtagswahl und einem Danke von Voland und Quist. 
Jenny Schmidt

Razupaltuff! – Lesung mit Marc-Uwe Kling, Julius Fischer und André Herrmann 2. August.2019, Freilichtbühne Junge Garde, www.voland-quist.de