Wie komponiert man Popsongs, die sich auch verkaufen?

Bob Geldof war Gast der Jazztage Dresden

„How to compose popular songs that will sell“ lautet das 2011er Album von Bob Geldof, der diese Titel selbstironisch einem Broschürentitel entnahm,  nachdem er das Büchlein in einem Second-Hand-Buchladen aufgestöbert hatte. Diese Art, Themen aufzugreifen, mit einer Prise – auch selbstironischen – Humors zu würzen, macht einen wesentlichen Charakterzug Bob Geldofs aus, der immer mehr war und ist als einfach nur ein Sänger, gleich ob seine Band Boomtown Rats hieß oder jetzt Bobkatz. Ein Kind der Sechziger war Bob Geldof gerne auch politisch inspiriert und engagiert gipfelnd in dem von ihm initiierten Live-Aid Konzert 1985, dem größten Benfiz-Konzert der Musikgeschichte mit 16 Stunden Live-Musik und einem von ihm zusammengebrachten Who-is-Who der damaligen Musikszene. Inspiriert hatte ihn ein Fernsehbericht über Hungersnot in Äthiopien. Zusammen mit Midge Ure von der Band Ultravox, der auch derzeit mit seinen Bobkatz tourt, schrieb er damals „Do they know it´s Christmas?“ Immer wieder beschäftigten ihn die Themen Armut, Verschuldung der Dritten Welt, Ausbeutung der Schwachen oder Mißbrauch. Vielleicht hatte seine journalistische Tätigkeit, die er ausübte, bevor seine Musikkarriere richtig durchstartete, seine Sinne für diese Themen geschärft. Jedenfalls hat er mindestens so viele politische Ehrentitel verliehen bekommen wie musikalische Auszeichnungen.

Bei den Jazztagen Dresden trat er in der neuen Spielstätte Ostra-Dome mit einem Programm auf, das er, der Ende der 70er der Punk- und New Wave-Szene zugeordnet wurde, augenzwinkernd als Irish Jazz bezeichnete. Das Programm war durchsetzt von Elementen des Irish Folk, des Rock, aber auch des Blues, nicht zu letzt mit einer Hommage an John Lee Hooker (Boom Boom Boom Boom). Neben Gitarren, Keyboards und Schlagzeug kamen auch Akkordeon und Violine zum Einsatz. Ein buntes Potpourri. Musikalisch wirkten die Musiker etwas überanstrengt. Dem Violinisten fehlte trotz fortschreitender Marscherleichterung bis hin zum Unterhemd im Doppelfeinrip (einem sogenannten „Karl-Heinz“) ein wenig die Kondition und Bob Geldof als Leadsänger schien in einigen Passagen dem Rest der Truppe um einen halben Takt voraus zu sein.

Das änderte aber nichts an dem Live-Erlebnis. Wer gekommen war, diese große Persönlichkeit einmal live zu erleben, kam auf seine Kosten. Gekonnt charismatisch band er das Publikum ein und animierte es zu eigenen Refrain-Einlagen. Spätestens als der alte Boomtown Rats-Klassiker „I don't like Mondays“ erklang, gab es kein Halten mehr im Publikum. Kaum noch jemand saß im ausverkauften Zelt.

Die Jazztage Dresden, die noch bis zum 24. November täglich zum Teil mehrere Konzerte anbieten, zeigen einmal mehr, daß sie ein große Bandbreite von Genres abdecken, die aber alle irgendwie Berührungen mit dem Jazz bieten, der eben ein weites Feld ist. Auch in der Demonstration der Vielseitigkeit des Jazz sieht Jazztage-Intendant Kilian Forster seine Aufgabe.
Ra.

Bob Geldof
17. November, Ostra-Dome, Jazztage Dresden