Zeitlos goldig

Das »Atelier Zeitgold« ist drei in einem

Wer weiß was passiert wäre, wenn … ja, wenn Theresa Heßmann »Das Café am Rande der Welt« nicht gelesen hätte. Dieses Buch und die drei darin gestellten Kardinalfragen änderten alles. Der darauf folgende Impuls wirbelte das Leben der zweifachen Mutter komplett durcheinander: raus aus dem Sozialarbeiter-Hamsterrad, rein in die selbstbestimmte Welt der schönen Künste, der anmutigen Wohnaccessoires und eleganten Retromöbel. Hier, in ihrem Neustädter »Atelier Zeitgold« fühlt sich Theresa Heßmann bei sich angekommen, offeriert seit Mitte April sorgsam aufgearbeitete Schränke, Tische, Stühle.

Eine Schwäche für antike Kostbarkeiten hatte die 31-Jährige schon immer. Gepaart mit dem Händchen fürs Handwerkliche und einem untrüglichen Gespür für das Potenzial eines Objekts, verwandeln sich in ihrer Werkstatt (in Zusammenarbeit mit einer Restauratorin und einem Tischler) Omas alte Buffets und Kleiderschränke zu einzigartigen Unikaten. So auch geschehen bei der wuchtigen Wohnzimmeranrichte, welche zur leichtfüßigen Schönheit in mattem Hellgrau wachgeküsst wurde.

»Ich sehe ein Möbelstück und weiß sofort, was zu machen ist.« Schon als Kind liebte Theresa Heßmann es, den Dachboden zu durchforsten und in den Schubläden ihrer Oma zu  wühlen. Die Goldstoffe der alten Dame? Perfekt zum Prinzessinn-Verkleiden. Rührt daher die Liebe zum Gold, was an allen Ecken und Enden des Lädchens aufblitzt? Bingo: »Auf Gold stand ich schon immer. Und auf Dinge, die aus der Zeit gefallen sind.« Zeit + Gold = Zeitgold, klaro!

Später kam die Liebe zum Koffein hinzu: »Egal wo ich bin, Kaffee geht immer.« Dass das Neustädter Völkchen guten Kaffee liebt, dazu ein veganes Süßteil aus dem benachbarten Sprout und ein nettes Schwätzchen, macht die hochenergetische Plaudertasche glücklich: »Ich lerne die Neustadt ganz anders kennen, als ein feministisches Viertel, das von vielen Unternehmer-Frauen regiert wird.« Während sich Resi beschwingt hinter ihrer schnieken Kaffeemaschine zu schaffen macht (der Tresen in mattem Weiß war im Vorleben eine düstere Vitrine), plaudert sie über die von ihr verwendeten umweltfreundlichen Farben, welche in mehreren Schichten auf ihren Schätzen landen, um den charmanten Shabby-Look zu erzielen.

Wochentags genießt die Influenzerin mit der roten Mähne den Gegensatz ihres beschaulichen Wohnviertels Briesnitz zum quirligen Hipstertown. Madame Heßmanns anmutige Schatzkammer profitiert aber ebenfalls vom Reiz der Gegensätze: modernes und antikes Interieur, innovativ kombiniert, atmet hier frischen, weltläufigen Style. Zwischen vornehmen Samtsesseln und Cord-Stühlen im Schick der Siebziger tummeln sich handverlesene Lampen, Glaswaren und Bilderrahmen verschiedenster Epochen. Der Vorderbereich des Ladens dient als Podium für vier Dresdner Künstler. Das Ambiente aus warmen Holztönen, Stuckdecke und kräftigem Wandgrün vermittelt in der Tat den Eindruck einer Galerie. Einer, durch die verführerisch Espressodüfte wehen … Und einen versonnen sinnieren lassen über die drei kardinalen Fragen aus »Das Café am Rande der Welt«: Warum bist du hier? Hast du Angst vor dem Tod? Führst du ein erfülltes Leben?   Mutti

Atelier Zeitgold Rothenburger Straße 36, 01099 Dresden
Montag bis Freitag 
11 bis 18 Uhr, Sonnabend 11 bis 16 Uhr, 
Telefon (0351) 81049866, www.atelierzeitgold.de