Zwischen Kinderlied und Revolutionsparole
Frank Lehmann: Musiker und Labelbetreiber, geboren 1986 in Dresden
Mag sich im Leben von Frank Lehmann bereits schon viel Bewegendes ereignet haben, eine Konstante findet sich in seinem Schaffen immer wieder: Der Spieltrieb. Denn hätte der 1986 geborene Musiker nicht schon im Alter vom fünf Jahren ein kleines Keyboard namens 'M100' von Casio geschenkt bekommen, vieles hätte sich vielleicht anders entwickelt.
Aber inspiriert von jenem Instrument widmete sich Lehmann ab Anfang der 90'er Jahre der elektronischen Musik. Sei es beeinflusst durch das belgisch-amerikanische Duo Technotronic - deren Name auch eine Inspirationsquelle des späteren Pseudonyms Alec Troniq werden sollte - oder der kindlichen Melodie des mexikanischen Revolutionsliedes La Cucaracha - alles sollten Stationen auf der spielerischen Suche nach Klängen, Melodien und der Veränderung eben jener beiden Elemente werden.###MORE###
Als ebenso einschneidend ist daher auch die Anschaffung des Heimcomputers Commodore C64 zu werten. Denn in der dörflichen Transitromantik, die Weixdorf als Einflugschneise des Flughafens Klotzsche seit je her innewohnt, setzte sich Lehmann eben auch mit jener technischen Errungenschaft auseinander.
Die Zeit verging, die Technik schritt voran, aber anstelle von Klavierunterricht sollten es vielmehr immer neue und komplexer werdende Musikprogramme werden, die Frank Lehmann in seinem Drang, elektronische Musik zu komponieren, antrieben. So lang bis der Radiosender Sunshine Live im Jahre 2001 anfing, aufgrund hoher Chartplatzierungen der Musik Lehmanns im Internet, seine Stücke auch in ihren Sendungen zu spielen.
Um jedoch auch die technischen Seite des Musikbereiches kennenzulernen, begann Lehmann im Alter von gerade einmal 15 Jahren in einem Ton- und Musikstudio in Dresden zu arbeiten und wurde so schnell mit dem Grundlegenden der Musikwelt vertraut gemacht. Auch mit den Schattenseiten jener Industrie.
Jedoch ist der Weg ist das Ziel. Und der musikalische Weg führte weiter. So weit bis Lehmann unter den neu entstandenen Pseudonymen Fin Phranklin und Alec Troniq Musik professionell zu produzieren begann. Es folgten Veröffentlichungen auf einschlägigen Labels, welche auch für eine zunehmende Anzahl an Auftritten quer durch Deutschland sorgten, schon allein, weil Lehmann Mitte der 2000'er einer der Exoten ist, die ihre Musik nicht mit Platten auflegen, sondern mittels Laptop und Controller ein Live-Konzert erschaffen. Ein Alleinstellungsmerkmal, das wohl auch seinem Spieltrieb Rechnung trug und auch seinen Bekanntheitsgrad stärkte.
Die Suche nach neuen Sounds und Kompositionen nahm nun immer mehr Raum ein und es zeichnete sich ab, dass das Vorhaben, den Lebensunterhalt durch die eigene Musik zu bestreiten, nicht mehr lange ein Drahtseilakt bleiben muss.
Die ins Jahr 2008 fallende Gründung des eigenen Labels, Ipoly Music beschleunigte diese Entwicklung nur noch. Zwei Jahre darauf erschien das international gefeierte Alec Troniq-Album 'Windspiel' als kostenloser Download, während parallel dazu selbst Lehmanns drittes Projekt I Sweat Blood immer deutlichere Formen annimmt oder Singles wie 'Pimpernuckel' die 100.000'er Marke bei Youtube klar knacken.
Bei all dieser Vielseitigkeit stellt sich dann manchmal doch wieder die Frage nach dem verbindenden Element, die jedoch erneut im Spieltrieb ihre Antwort findet. Und auf der 'Fluffernutter EP', der neusten Veröffentlichung als Alec Troniq, lebt er diesen Spieltrieb wieder ungezwungen aus.
Und irgendwann fragt man sich, ob Lehmann sein selbsterklärtes Ziel, die musikalische Narrenfreiheit, nicht eigentlich schon längst erreicht hat.
Thomas Natzschka