Auguste Rodin

Ein filmisches Porträt des genialen Bildhauers

Mit 40 geht für Auguste Rodin ein Traum in Erfüllung: Er erhält seinen ersten »Staatsauftrag«, das von Dantes »Göttlicher Komödie« inspirierte »Höllentor« als Eingang eines Museums. Im Paris von 1880 beginnt eine Phase der schöpferischen Besessenheit und auch der langjährigen Liaison mit seiner ihm ebenbürtigen Schülerin Camille Claudel (Izïa Higelin), für die er aber nicht seine Lebensgefährtin, die Bauerntochter Rose Beuret und Mutter seines Sohnes, verlassen will.

Regisseur Jacques Doillon lässt die verschiedenen Liebschaften des Künstlers nicht aus und gibt der Beziehung zu seiner Muse Camille viel Raum, aber das Wichtigste ist der kreative Prozess, die Schaffung einer Skulptur, die Arbeit mit den Händen, das Anfassen von Material wie Ton. Das Porträt des genialen Bildhauers, den viele mit Michelangelo vergleichen, erfordert eine Menge Geduld und die Bereitschaft, sich auf die fast dokumentarische, streckenweise sehr langatmige Darstellungsweise einzulassen. Ganz nebenbei treten auch noch Größen der Epoche auf wie Cézanne, Monet oder Rilke.

Rodin ist kein Typ, der gefallen will, sondern einer, der gegen den Strich bürstet, nicht immer konziliant, manchmal sogar ruppig und sehr egoistisch. Mag sich die Geschichte auch ziehen, Vincent Lindon haucht dem filmischen Charakter Leben ein, verkörpert ihn mit seinen Stärken und Schwächen, einschüchternd und nicht gerade charmant, für Frankreichs Charakter-Star aber nicht wirklich »schlimmer als Picasso oder Chaplin«. Ein Mensch der Extreme und ein Genie, das für seine Leidenschaft die Seele opfert, an sich zweifelt und über sich hinauswächst. Und damit alles authentisch wirkt, nahm Lindon eifrig Bildhauerkurse. Sein Professor fand ihn sogar sehr begabt.
Margret Köhler

Auguste Rodin Frankreich 2017, Regie Jacques Doillon
Mit Vincent Lindon, Izïa Higelin, Séverine Caneele, Edward Akrout
Kino: Programmkino Ost
www.augusterodin-film.de