Eigenwillig und einmalig

25 Jahre DEREVO in Dresden

Erinnern wir uns. Dresden 1993: Im grauen November findet die Woche „Theater nach der Diktatur“ statt. Ein Gast ist die russische Tanzcompanie DEREVO aus Leningrad, heute Petersburg. Die international damals schon erfolgreiche Gruppe begeistert das Publikum und so wird sie in den folgenden Jahren immer wieder nach Dresden eingeladen, bis die Landeshauptstadt 1997 endgültig zur künstlerischen Heimat wird. Hier im projekttheater gibt es in den 90ern viel Raum und Zeit zum Experimentieren - wunderbare Arbeitsbedingungen, die die DEREVO-Tänzer*innen um Anton Adasinskiy fast drei Jahre zum Produzieren nutzen.

Adasinskiy ist nicht nur ein begnadeter Performer, sondern auch ein vortrefflicher und strenger Lehrer und entwickelt in dieser Zeit neben mehreren Stücken die „School of Wheels“, eine internationale Meisterklasse für junge Schauspieler*nnen und Tänzer*nnen. 1996 und 1997 finden diese mit großem Erfolg im projekttheater und Festspielhaus Hellerau (Projekt „Grauzone“) statt und 1998 im neugegründeten, eigenen „Laboratorium“ auf der Meschwitzstraße. Gemeinsam mit einer wachsenden Zahl Mitstreiter*innen entwickelte DEREVO hier seinen ganz besonderen Theaterstil weiter - einen ungewöhnlichen Ausdruckstanz, geprägt vom japanischen Butoh und mit russischer Seele, im Geiste verwandt der Tradition der comedia dell arte. Mit ihrer anarchistischen und gleichermaßen berührenden Erzählweise bezaubert DEREVO auch weiter bei internationalen Gastspielreisen. Und nicht nur das Publikum, auch die Fachwelt ist begeistert und der Gruppe werden etlichen Preise, darunter die Förderpreise von Berlin und Dresden, verliehen.

Ab 2003 waren die russischen Künstler*innen dann auf Einladung der Stadt am Festspielhaus Hellerau ansässig, brachten hier ein Stück nach dem anderen heraus und wurden institutionell vom Kulturamt und projektbezogen von der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen gefördert. Trotz der anhaltenden künstlerischen Kontakte und Präsenz in Dresdens Partnerstadt Petersburg entwickelte sich die sächsische Metropole über die Jahrzehnte für zwei der einstigen DEREVO-Begründer*innen zur eigentlichen Heimat. Wohnungen wurden eingerichtet, Kinder geboren. Und Anton Adasinskiy startete von hier seine Filmkarriere, die ihm auf dem Filmfestival in Venedig einen Goldenen Löwen für die Gestaltung des Mephisto einbrachte.

Mit Beginn des Jahres 2018 nun endet die Kooperation mit dem Festspielhaus Hellerau und DEREVO zieht mit seiner künstlerischen Produktion wieder zurück ins Zentrum der Stadt. Hier, am Societaetstheater Dresden, feiern die russischen Künstler*innen vom 16. bis 18. November das 25-jährige Dresden-Jubiläum gemeinsam mit ehemaligen DEREVOs, Gästen und treuen Anhänger*innen im bekannt anarchischen Stil und in allen Räumen. Zu erleben sind eine interaktive Ausstellung von Objekten und Kostümen und anderen legendären Artefakten vom Tanztheater DEREVO, dazu Fotografien und Filme. Neben den Performances im Foyer sind alle Besucher*innen herzlich zur dadaistischen Trilogie „Paralle Welten“ mit Anton Adasinskiy und den „Brüdern der Vernunft“ geladen. Es lohnt sich also, diese eigenwilligen und einmaligen Jubiläums-Abende mitzuerleben! Die Dresdner*innen können sich glücklich schätzen, diese Ausnahmekünstler*innen in ihrer Stadt zu haben und sich auf die nächsten fünfundzwanzig Jahre mit ihnen freuen.
IsMa

25 Jahre DEREVO
Societaetstheater Dresden 16. bis 18. November
Kombitickets für den jeweiligen Abend für 20/14 Euro ermäßigt (Schüler, Studenten, Theatercard 7.50  Euro) an der Theaterkasse im Societaetstheater und bei www.reservix.de
www.societaetstheater.de