Postkarten aus Beirut

Dreampop libanesischer Spielart von den Postcards am 7. März im Ostpol

Der Laie staunt, es wundert sich der Fachmann: Dreampop aus Beirut? Dem Beirut, Hauptstadt des Libanon, gepriesen als das Paris des Nahen Ostens, bis 1975 ein furchtbarer Bürgerkrieg ausbrach und nach dessen Ende Jahrzehnte später nichts wirklich besser wurde?! Die Stadt ist eher ein Thema der Abendnachrichten. Aber es gibt sie, die vitale Kunstszene mit Unterabteilung Populärmusik, deren überregional rührigste Vertreter die Postcards sind. Seit 2015 veröffentlicht das Trio mehr oder weniger regelmäßig Alben. War die allgegenwärtige Bedrohungslage bislang höchstens als Möglichkeit präsent, entstand »After the Fire, Before the End« von 2021 unter dem Eindruck der verheerenden Explosion eines unsachgemäß gelagerten Düngemittelrohstoffs im Hafen von Beirut.

Die Band um Sängerin Julia Sabra, den Gitarristen Marwan Tohme und Schlagzeuger Pascal Semerdjian würde neuerdings gar nicht mehr versuchen »to induce a peaceful state of mind. Instead, the album embraces the omnipresence of the crisis and talks openly about the suffering, without indulging in self-pity«, heißt es im Bandcamp-Eintrag zum Album. Mit »Tenderness« ist im April 2023 ihr sechstes Album erschienen.
Bernd Gürtler

Postcards 7. März, 21 Uhr, Ostpol
Tickets: www.cybersax.de
www.postcardsmusic.com