Ein Gruß aus dem Salat

Ein paar Worte vor dem 32. Jahrgang der SAX

Soso, wir alle haben das Virus unterschätzt. Diese Worte hätte sich der sächsische Ministerpräsident besser vor dem Aussprechen noch einmal durch den Kopf gehen lassen sollen. Denn: wir alle? Es liegt in der Natur der Sache, dass die Bürgerschaft nach dem Prinzip Hoffnung lebt. Dass ein Teil davon eher das Prinzip Verleugnung präferiert – das muss man wohl aushalten. Die Politik jedoch sollte keinem von beiden folgen, sondern faktenbasiert und wissenschaftlich beraten agieren.

Erinnern wir uns: Was wurden Angela Merkel und andere Warnende im Sommer verlacht, als sie Zustände für die Weihnachtszeit voraussagten, die schon weit vor dem Fest übertroffen waren – im negativen Sinne wohlgemerkt. Die Selbstverantwortlichkeit werde es schon richten, war vor allem aus CDU- und FDP-Kreisen zu hören. Selbst als im Oktober längst abzusehen war, wohin die Infektionsreise geht, kam es zum 2. November zum Lockdown light. Wirtschaft und Handel schützen, Gastronomie zum Glühweinausschank und Lieferdienst umwidmen, Kultur … ähm, nun ja, muss nicht unbedingt sein. Schon da gab es ausreichend ernst zu nehmende Stimmen, die meinten: Das reicht nicht.

Jetzt haben wir seit drei Wochen den Salat. Natürlich weiß niemand, ob ein harter Lockdown Anfang November Weihnachten in Familie gerettet hätte, aber ein wenig Wahrscheinlichkeit wäre schon dabei gewesen. Da reden wir noch nicht vom Weihnachtsgeschäft, das dem Handel durch die Finger floss. Dass die Böllerindustrie nun am lautesten heult, war natürlich klar, dabei hatte sie Monate Zeit, die Produktion umzustellen: Brot statt Böller. Dabei ist die Vorstellung von einem silent Silvester doch wunderbar. Keine Kracher in den Ohren, keine Raketen in der Balkongardine, keine abgetrennten Finger im Eisbeutel auf dem Weg in die Notaufnahme. Man soll ja auch im Schlimmen nach dem Guten suchen. Vielleicht findet man noch in einer Schublade ein paar längst vergessene Wunderkerzen – die Magie dieser kleinen Brennstäbe ist nämlich beeindruckender als man denkt.

Bis zum 10. Januar ist definitiv noch alles zu (dabei wird es wohl nicht bleiben), städtische und staatliche Kultureinrichtungen sind bis zum 28. Februar geschlossen. Nix Kultur im Nirgendwo.

Da bleibt uns nur noch zu wünschen: Einen besinnlichen Jahresausklang und – mehr denn je – Gesundheit. Wir jedenfalls danken unserer so treuen Leserschaft, unseren Anzeigenkunden, den Layoutern und Druckern, den Lieferanten sowie den vielen uns in Freundschaft verbundenen Menschen, die mit der SAX nun in den 32. Jahrgang gehen. Und ja: Wir drucken und posten weiter.
Uwe Stuhrberg für Redaktion und Verlag der SAX