Rolling on

Marion Fiedler: Der lange Weg zum neuen Album

Künstlerin. Suchende. Christin. Reisende. Das sind wohl die wichtigsten Säulen, auf denen das Fundament von Marion Fiedler ruht – und die Reihenfolge der Worte bedeuten keinen Rang, sondern sind in Gleichzeitigkeit zu sehen. Dabei ist die Sängerin aber keineswegs eine Frau, die den Weg als das Ziel bezeichnen würde, denn sich zu beweisen ist ihr wichtig, Musik ihre Passion. Hörbares Ergebnis ist derzeit das Album »Rolling On«, dessen Erscheinen am 4. Februar mit einem Konzert in der Groove Station gefeiert wird.

»This album tells my story« steht im Booklet der CD, was nicht nur eine Floskel ist. »Die Dinge, über die ich schreibe, sind meist Sachen, die mich lange beschäftigt haben. Da kann am Ende ein einfacher Happy-Mood-Song herauskommen oder etwas eher Philosophisches«, erzählt Marion und ergänzt, dass sie gern und oft kleine Dinge in den Texten »versteckt« – für sich und ihre treuen Fans, die nicht selten die Lyrics genau analysieren.

Ihre ersten eigenen Lieder schrieb Marion bereits im Alter von sechs Jahren und begann in dieser Zeit auch, sich Instrumente selbst beizubringen: »Ich habe aber schnell gemerkt, dass man üben muss, um wirklich gut zu werden.« Also übt sie – jeden Tag – , spielt später in kleinen Besetzungen, singt in verschiedenen Chören. So bleibt das große Talent nicht lange verborgen, bald schon gibt es Gesangsunterricht, eine Hochbegabtenförderung und schließlich die Bewerbung an der Dresdner Musikhochschule. »Meine Gesangslehrerin meinte vorher zu mir, wenn ich Musik studieren wolle, müsste ich mehr Jazz hören. Also habe ich mir zuerst Ella Fitzgerald angehört und war sofort total begeistert.« Eine prägende Erfahrung.

Der Start ins Gesangsstudium ist nicht immer leicht, denn wie nicht wenige Autodidakten muss sich Marion in vielen Dingen neu orientieren, andere Ansätze verstehen. 2008 geht sie dann für eineinhalb Jahre an die Belmont University in Nashville. »Während des Auslandsstudiums hat sich meine Stimme verändert, denn dort spielt der Groove eine große Rolle, alles muss tight sein, die Seele fließt in die Musik, so dass man alles geben kann im richtigen Moment.« Und augenzwinkernd fügt sie hinzu, das sie in der Zeit »von der Möchtegern-Jazzsongschreiberin zur Möchtegern-Popsongschreiberin evolutioniert« sei. Ein Achtungszeichen wird das Album »My American Songbook«, das sie in Nashville produzieren konnte. Zudem lernt sie in den USA – auch von einigen Größen der Szene – nachhaltig, dass Musik allein nicht reicht, wenn man davon leben will: Das ganze Business drumherum gehört untrennbar dazu. Und so wird Marion langsam auch zu ihrer Managerin.

Statt mit einem angebotenen Stipendium in Nashville weiterzustudieren, kehrt Marion aus familiären Gründen nach Dresden zurück und trifft hier auf den Musiker und Produzenten Johannes Gerstengarbe, der ebenfalls in Nashville studierte. »Wir haben schnell gemerkt, dass wir eine sehr ähnliche Vision von Songs und deren Struktur haben.« Mit ihm beginnt dann schließlich die Arbeit an »Rolling On«, wobei beide aneinander die Liebe zum Detail und den Hang zum Perfektionismus schätzen.

Mit der Definition ihres Stiles hält sich Marion Fiedler zurück, will eigentlich die Sortierung in eine bestimmte Kiste vermeiden, auch im Wissen, dass einige Musikbegriffe hierzulande verbrannt sind. »Es ist eine energetische wie auch fragile Popmusik, die viele Einflüsse aus meiner Vergangenheit in sich trägt.« Und das sind eben vor allem Jazz und der »Nashville Vibe«, den sie von der Belmont Uni mitgebracht hat. »Mit meiner Musik gehe ich auf innere Reisen, und prinzipiell versuche ich, in meinen Songs einen optimistischen Punkt zu treffen. In ›Dear Life« etwa geht es darum, was für ein großartiges Geschenk das Leben ist. Aber ich verarbeite auch schattige Erinnerungen wie etwa in ›Hungry to Love‹«. Überwiegend kommt »Rolling On« daher kraftvoll und fröhlich in die Ohren und zeigt eine Marion Fiedler, die im Moment lebt, einen eigenen Sound gefunden hat und ohne »Klingt-wie«-Schubladen auskommen kann.

Was ihr wichtig ist: der enge Kontakt mit ihren Fans, sei es mit Gesprächen nach den Konzerten oder über die sozialen Netzwerke. Viele von ihnen leben in den USA und nicht wenige in London, wo Marion im Juli drei Shows spielen wird – unter anderem im legendären The Half Moon. »Ich selbst teile gern, und für mich sind es besondere Momente, wenn ich erfahre dass ein Lied von mir jemandem Freude gebracht hat und ich dadurch seine Geschichte hören darf.« Auch das kann Inspiration für neue Songs sein, denn Lieder schreibt Marion fast jederzeit und überall: Ob im Zug, auf dem Mont Blanc oder auf einer Radwanderung – die Ukulele ist immer dabei.

Übrigens: Noch auf einem ganz anderen Feld hat sich Marion Fiedler ausprobiert: Aus den Unterwegs-Erfahrungen mit ihrer Rhodesian-Ridgeback-Hündin Bagheera heraus schrieb sie den lehrreichen Ratgeber »Mit Hund und Fahrrad unterwegs« (Cadmos Verlag). Und Bagheera gibt auch zurück – vier Songs auf »Rolling on« wurden durch sie inspiriert.
Uwe Stuhrberg

Marion Fiedler & Band
4. Februar, 20 Uhr, Groove Station, Record-Release-Konzert
www.marionfiedler.com