Junge Regie!

DAS FESTIVAL FAST FORWARD VOM 2. BIS 5. NOVEMBER

Szene aus »Woyzeck«, Theaterkollektiv Glossy Pain

Jährlich im November präsentiert das Festival in vier Tagen Inszenierungen aus ganz Europa von Künstler*innen, die als Regisseur*innen noch am Anfang ihrer Laufbahn stehen. Ziel ist es, zu zeigen, wie vielfältig das aktuelle junge Theater ist, dem Publikum überraschende Aufführungen vorzustellen und dem europäischen Nachwuchs eine Plattform zu bieten, die zugleich Begegnungsort, Marktplatz und Umschlagsort für Entdeckungen und Ideen ist. Unter den eingeladenen Inszenierungen vergibt eine internationale Jury jedes Jahr einen Festivalpreis, der in der Einladung zu einer neuen Inszenierung am Staatsschauspiel Dresden besteht. Es gibt außerdem eine Jugendjury und einen Publikumspreis.

Das Nachwuchsfestival, kuratiert von Charlotte Orti von Havranek, bespielt vom 2. bis 5. November das Kleine Haus des Staatsschauspiels Dresden als Spielstätte und Festivalzentrum sowie HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste und das Labortheater der Hochschule für Bildende Künste Dresden. In diesem Jahr geht es um Lebenssituationen, die jede und jeder so oder so ähnlich kennt – Themen, die Debatten auslösen – Momente, für die es vielleicht neue Rituale braucht: Mit sieben Inszenierungen aus Griechenland, Serbien, Portugal, Deutschland, Norwegen, Belgien und Finnland berichtet Fast Forward 2023 von den Geschichten der anderen, von der Lust sich mitzuteilen, die Welt in Augenschein zu nehmen und Zeit miteinander zu verbringen.

Wie begeht man einen Abschied, der ein Abschied für immer ist? In »Goodbye, Lindita« schafft der albanisch-griechische Regisseur Mario Banushi mit einer beeindruckenden bildnerischen und atmosphärischen Poesie eine komplexe Welt ohne Worte: am 2. und 3. November. In »I’m Still Excited!« spielt der portugiesische Schauspieler, Autor und Regisseur Mário Coelho am 2. und 3. November ebenso virtuos wie chaotisch mit Lust und Leid der gescheiterten Liebe, Musical-Einlagen inklusive.

An denselben Tagen wird das Gespräch eines jungen homosexuellen Mannes mit seinen Eltern in Patrik Lazićs Inszenierung »Our Son« zu einem intimen und cleveren Kammerspiel zum Thema Akzeptanz – und zur Bühne für drei großartige serbische Schauspieler*innen. Eine Komödie über eine Komödie? Das internationale Performancekollektiv Boys* in Sync zerlegt in »Second Season« unter der Regie von Simon David Zeller ein Lustspiel Carl Zuckmayers, das im selben Jahr wie Hitlers faschistische Hassschrift erschienen ist (3. bis 5. November). Der belgische Theatermacher Salim Djaferi fand ausgerechnet mit Victor Klemperers »LTI«, in dem der Dresdner Literaturwissenschaftler die Tödlichkeit der politischen Phrasen des deutschen Faschismus analysierte, eine wichtige Quelle für sein Stück »Kouöounisation« und zeigt es nun in Dresden am 4. und 5. November.

Was gibt es zwischen Tradition und Bankrott noch zu erben? In »Message from Tyler – Memento Mori, Kirschgarten« aus Finnland lässt Regisseurin Minna Lund fünf Alter Egos der Kultfigur Tyler Durden aus Chuck Palahniuks Roman »Fight Club« auf Anton Tschechows »Kirschgarten« los – am 4. und 5. November. Und schließlich Georg Büchners »Woyzeck« am 5. November: Regisseurin Katharina Stoll vom feministischen Theaterkollektiv Glossy Pain und ihr Ensemble nehmen in ihrer Inszenierung am Theater Mülheim an der Ruhr Büchners Dramen-Fragment zum Anlass, um über den Mord an einer Frau zu sprechen.

Fast Forward 2. bis 5. November, Kleines Haus und weitere Spielstätten
www.fastforw.art